Innendämmung im Fachwerkhaus

Fachwerkhaus mit neuer Innendämmung.
Foto: Xella

Das im späten 18. Jahrhundert errichtete Fachwerkhaus blickt auf eine wechselvolle Vergangenheit zurück, die sich bis heute an den Fassaden des denkmalgeschützten Gebäudes ablesen lässt. Unterschiedliche Holzbearbeitungen, Holzquerschnitte und Verzimmerungen der Fachwerkständer an den Traufseiten des Baukörpers sind Zeugnis von mindestens zwei grund­legenden Umbaumaßnahmen zu Beginn und zum Ende des 19. Jahrhunderts.„Alles in allem“, resümiert Architekt Dipl.-Ing. Raffael Wundes vom Architekturbüro Dieckmann & Hohmann aus Soest den Status unmittelbar vor Beginn der Sanierungsarbeiten, „hatten wir hier einen sehr heterogenen und desolaten Bestandsbefund, bei dem auch mit unvorhersehbaren Baumaßnahmen zu rechnen war.“ Im gesamten Gebäude mussten alte, nicht tragfähige Farb- und Putzschichten entfernt und durch konstruktionsverträgliche Produkte und Materialien ersetzt werden. „Insgesamt“, erinnert sich Raffael Wundes, „haben wir nur für das Freilegen der Außenwände fünf Container Schutt aus dem Haus entfernt.“

Historische Fassade

Die Forderung der Denkmalbehörde nach Erhalt der historischen Außenfassade konnte nur durch ein Innendämmsystem erfüllt werden. „Wir haben hier“, erklärt Architekt Wundes, „ein System ohne Folie gesucht. Bei der Verwendung einer Dampfsperre kann man viele Fehler bei der Ausführung machen, die schließlich schwerwiegende Konsequenzen haben.“ Grundsätzlich, so Wundes, stelle eine Innendämmung sowohl an die Planenden und Ausführenden als auch an die gewählten Materialien besondere Anforderungen. „Sobald eine Dampfsperre nicht sorgfältig verarbeitet ist und nicht richtig angeschlossen wird, dringt über Konvektion feuchtwarme Raumluft in die Konstruktion ein und die Feuchtigkeit kondensiert hinter der Dämmebene mit der Folge der lokalen Substanzzersetzung.“ Das merke man erst, wenn es zu spät ist. „Daher ist die richtige Materialwahl äußerst wichtig. Dann können diese Probleme vermieden werden.“

Energetische Sanierung

Der Einsatz eines kapillaraktiven Dämmstoffs, der über ein Austrocknungspotenzial nach innen zum Raum hin verfügt, da keine Dampfsperre im Weg ist, sei daher die einzige Alternative. Die Wahl fiel schließlich auf Multipor-Mineraldämmplatten von Xella. „Wichtigster Grund war, dass mit Lehmmörtel eine Systemergänzung zu den Mineraldämmplatten zur Verfügung steht, die speziell für die energetische Sanierung von historischen Fachwerkgebäuden optimal geeignet ist.“ Architekt Raffael Wundes: „Speziell bei Fachwerkgebäuden ist Lehmmörtel sehr gut geeignet. Die Materialien passen zusammen und harmonieren miteinander. Die Natürlichkeit der Baustoffe bleibt weiterhin erhalten und wir bekommen im Ergebnis eine effiziente Dämmung und ein gutes Raumklima. Außerdem lässt sich das Ganze auch wirtschaftlich gut umsetzen.“

Lehmmörtel als Baustoff

Dieser Lehmmörtel ist ein umweltfreundlicher Baustoff, der nach Angaben des Herstellers frei von Schad- und sonstigen Zusatzstoffen ist. Durch seine große Diffusionsoffenheit verfügt er über eine gute Feuchteaufnahme- und -abgabefähigkeit. Seine wärmeregulierenden und wärmespeichernden Eigenschaften wirken sich positiv auf das Raumklima aus. Lehmreste können vollständig kompostiert werden.

Speziell im vorliegenden Fall bietet der Lehmmörtel Vorteile durch sein breites Anwendungsspektrum, das es ermög­licht, den kompletten Wandaufbau neben der Dämmplatte mit nur einem Material zu erstellen. Das ausschließlich aus Lehmpulver und Natursanden bestehende Material wird gleichermaßen als Ausgleichsputz bei Unebenheiten im Untergrund oder als Klebemörtel für die Mineraldämmplatte eingesetzt, außerdem als Armierungsputz mit Gewebeeinlage beziehungsweise als abschließender Oberputz auf den Mineraldämmplatten. Das Material kann – wichtig gerade bei dem hier vorliegenden heterogenen Bestandsbefund – auf fast allen Untergründen verarbeitet werden. Einzige Voraussetzung ist ein Putzgrund, der sauber, trocken und staubfrei ist.

Vor Verarbeitung des Lehmmörtels durch die beauftragte Firma Andreas Peukert aus Soest, die sich auf Holz- und Bautenschutz sowie Trockenbau spezialisiert hat, entfernten die Restauratoren die alten Holzwolle-Leichtbauplatten der Nachkriegs-Sanierung sowie alte und nicht tragfähige Putzschichten. Manche Wände mussten komplett aufgearbeitet werden. Die Deckenfelder wurden in allen Anschlussbereichen geöffnet. Anschließend wurden die gesamten Außenwände mit Lehmmörtel als Ausgleichsputz begradigt.

Es gelang dabei, einen perfekten planebenen Untergrund herzustellen. So konnte die anschließende vollflächige Verklebung der Mineraldämmplatten vereinfacht und beschleunigt werden. Eingesetzt wurden Mineraldämmplatten in einer Dicke von 80 Millimetern, die mit Lehmmörtel verklebt wurden. Durch das vollflächige Auftragen des Lehmmörtels als Dämmplattenkleber konnte die gesamte Wand hohlraumfrei erstellt werden. Nach dem Verkleben der Mineraldämmplatten wurde Lehmmörtel mit Gewebeeinlage als Armierungsschicht aufgebracht. Danach wurde die Oberschicht aus Lehmmörtel aufgetragen. Auch die sämtlichen mit dem Material ausgeführten Schichten, angefangen von der Ausgleichsschicht bis hin zum zweilagigen Oberputz wurden mit der gleichen Mischung ausgeführt.

Abschließend haben die Fachhandwerker der Firma Peukert den Lehmoberputz durch Abfilzen streichfertig  für die Endbeschichtung bearbeitet. Diese kann dann alternativ entweder mit Silikatinnenfarbe oder auch mit Lehmfarbe ausgeführt werden.

Bei der Innendämmung des Fachwerkhauses diente der Lehmmörtel als Ausgleichsputz, Kleber für die Mineraldämmplatten und schließlich als zweilagiger Oberputz. Das Dämm­system ist diffusionsoffen und kommt ohne Dampfsperre aus.

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