Dach ausbauen

Dachdämmung
Bild: duallogic

Für alte Kisten und Schränke aus Omas Zeiten ist der Dachboden doch viel zu schade… Die richtige Dämmung verwandelte diese Dachfläche in einen modernen Wohnraum.

Längere Zeit nach Baubeginn war der Dachraum ungenutzt geblieben. Jetzt, da drei älter werdende Kinder ihren Wohnraum fordern, hat sich die Baufamilie an dessen Ausbau gemacht. Und das hieß zunächst einmal alles gut dämmen und für die Räume vorbereiten. Es geht um die Nutzung eines zirka 65 Quadratmeter bietenden Geschosses, das bislang noch seine ganze Fläche in aller Offenheit präsentiert. Später sollten hier den drei Töchtern schöne, helle und individuell ausgestaltete Kinderzimmer zur Verfügung stehen, samt kleinem Extrabad und einem freundlichen Flurbereich. Das gesamte Dachgeschoss also in Kinderhand – eine sinnvolle und familienfreundliche Lösung. Bewusst war das elterliche Schlafzimmer von vorne herein im Erdgeschoss angesiedelt. Eine riesige Dachfläche wartete also im ersten Schritt darauf, bestmöglich gedämmt und nach neuesten Vorschriften und Empfehlungen abgedichtet zu werden.  Bauen & Renovieren  hat das Hausprojekt zum Anlass genommen, Ihnen die Maßnahmen en détail vorzustellen und wieder einmal aus erster Hand fachliche Informationen und Anregungen zu liefern. Wenn Sie selbst einen Dachausbau planen, finden Sie in unserer Schritt-für-Schritt-Anleitung alles Wissenswerte dazu.

Zwischensparrendämmung maximal
Als Ausgangssituation gehen wir von einem von außen fertig gedeckten Dach aus. Von innen sieht man auf die Unterseite des Unterdachs aus Holzweichfaserplatten, die mit ihrer Nut-und-Feder-Keil-Verbindung bereits eine lückenlose Ebene bilden. Die Sparren weisen dann mit ihren 20 Zentimetern genügend Einbautiefe auf für die nun folgende Zwischensparrendämmung aus MineralfaserRollenfilz. Die Lösung als Zwischensparrendämmung kam hier zum Einsatz, da das Dach ja bereits fertiggestellt war und der Bauherr die Arbeiten auch selbst ausführen wollte. Bei unserem Fototermin war dann ein Profi mit vor Ort, der die Arbeiten hier ausführte und den Bauherrn einwies. Während das Zuschneiden und Einbringen des Dämmstoffs nicht so sehr schwierig ist – dennoch muss man auf eine lückenlose und dicht an die Sparren geführte Dämmlage achten, ohne dass die Dämmelemente durchhängen bzw. sich auswölben – ist besondere Sorgfalt beim nächsten Schritt, dem Anbringen der Dampfbremse, gefragt. Denn bei der energetischen Sanierung – oder wie hier beim nachträglichen Dachausbau – hat die Dampfbremsebene eine äußerst wichtige Funktion. Erst durch sie entsteht eine luftdichte Gebäudehülle, zumindest was den Bereich der Dachschrägen anbelangt. Und eine gute Wärmedämmung funktioniert nur, wenn die entsprechenden Gebäudeteile luftdicht ausgeführt sind. Hier sind das eben die Dachschrägen. Dadurch lassen sich auch erst die Wärmeverluste deutlich senken. Die Dampfbremse verhindert nämlich den Feuchteeintrag aus dem beheizten Raum in den Dämmstoff. Bleibt dieser trocken, entfaltet er seine optimale Dämmwirkung und hält diese jahrzehntelang aufrecht – eine fachgerechte Ausführung vorausgesetzt! Zudem beugt man so Schimmelbildung oder Bauschäden am Holzgebälk vor. Beim Verarbeiten heißt das dann aber auch: Keine Beschädigungen der Dampfbremsbahnen! Jede Durchdringung, jede undichte Stelle, jede mangelhafte Abklebung von Bahnenstößen sind potenzielle Feuchtelöcher. Auch beim weiteren Dachschrägenaufbau ist die Unversehrtheit der Dampfbremsbahnen stets zu beachten. Wenn – wie bei uns – noch eine weitere Dämmebene auf einer Holzunterkonstruktion eingebaut wird (siehe unten), dürfen zum Beispiel keine zu langen Schrauben verwendet werden, die dann eventuell das Vlies durchstoßen. Und auch bei späteren Befestigungen an der fertigen Dachschräge (Leuchten, Bilder o. ä.) muss man immer darauf achten, dass Befestigungsmittel die Dachschrägenverkleidung nicht bis hinter die Dampfbremsbahnen durchdringen. Grundsätzlich ist nicht nur die Verlegung der reißfesten Bahnen achtsam auszuführen, auch die Abklebungen sind ganz wichtig. Hierfür werden dann unterschiedliche Klebebänder eingesetzt. Welches, das hängt vom Untergrund ab, von der Klebestelle oder auch von der Beanspruchung. 

Klebebänder für jede Anforderung
Glatte Dampfbremsbahnen und deren Übergangsbereiche – die Bahnen werden ja überlappend verlegt – lassen sich zum Beispiel mit einem Haftklebeband aus Kraftpapier sicher überdecken. Und auch die Fugen der OSB-Platten, die bei unserem Dachausbau im Drempelwandbereich verbaut wurden, oder auch Einblasöffnungen – beispielsweise wenn Dämmstoffe eingeblasen werden – lassen sich damit sicher abdichten. Andere Bereiche, etwa Abklebungen von Schornsteindurchdringungen oder Eckbereiche fordern etwas flexiblere Klebebänder. Und wenn das Abdeckpapier des Klebebands zweigeteilt ist, lassen sich Winkelabklebungen bequemer und sicherer abdichten. Solche Bänder verklebt man auch in Eckbereichen an Dachfenstern oder bei Fensteranschlüssen. Sind Untergründe rau (Putz) oder unregelmäßig (Rohmauerwerk, OSB-Platten), greift man lieber zu einer so genannten Kleberaupe, die von der Rolle direkt ohne mechanische Befestigung selbstklebend angebracht wird. Einsatz zum Beispiel auch dort, wo die Dampfbremsbahnen an den Rahmen eines Dachflächenfensters angeschlossen werden müssen. Wenn die gesamte Dachschräge luftdicht abgeschlossen ist, überprüft man noch einmal die Dampfbremshaut auf eventuelle Beschädigungen und klebt diese entsprechend ab. Erst dann geht es weiter. In unserem Fall hat man sich mit der üppig ausgefallenen Zwischensparrendämmung allein nicht begnügt. Und da man keine Dachschrägenbekleidung mit Profilhölzern wollte, sondern verputzte Flächen, hat man zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

Zusatzdämmung unter den Sparren
Raumseitig sollte eine weitere Dämmung eingebaut werden. Hierbei entschied man sich für einen Werkstoff, der mehrere Eigenschaften in sich vereint: Mit den Holzwolle-Leichtbauplatten hatte man eine Dachschrägenverkleidung, die den Dämmwert erhöht, den Schallschutz verbessert, eine robuste Innenfläche bietet und leicht verputzt bar ist. Und auch die Handhabung der Platten kam dem Bauherrn im Vergleich zu den doch großformatigeren Gipskarton- oder Gipsfaserplatten entgegen. Für die Montage der Holzwolle-Platten musste dann noch eine Unterkonstruktion an den Sparren befestigt werden. Wegen der vorgegebenen Schraubenlänge von sechs Zentimetern ist man mit einer Holzlattung von vier Zentimetern Dicke auf der sicheren Seite. Denn die 25 Zentimeter dicken Holzwolle-Platten müssen dreimal pro Latte verschraubt werden
Apropos Lattung: Beim Anordnen der Latten orientiert man sich am Plattenmaß und stellt so sicher, dass jede Platte dreimal hinterlegt ist. Da die Platten senkrecht vom Kniestock hoch bis zum First verlegt werden, vermeidet man dann dadurch Kreuzfugen, indem man eine Platte halbiert und dann die nebeneinander liegenden Reihen hälftig versetzt befestigt.

Holzwolleflächen zweimal verputzen
Ist die Innendämmung fertiggestellt, kann man sofort mit dem Verputzen beginnen. Hier kam ein spezielles Putzsystem zum Einsatz, das wohngesund, feuchteregulierend sowie raumklimaoptimierend ist. Es ist ein Kalkputz, dem Kaolin (dem Rohstoff für Porzellan) und Ziegelmehl beigemischt ist. Durch seine hohe Alkalität (pH-Wert 12) wirkt Rotkalk auf natürliche Weise bakterizid und fungizid. Schimmelbildung und mikrobiellem Wachstum wird dadurch vorgebeugt. Das ist besonders bei luftdichten Gebäuden ein Vorteil. Zudem ist der Putz in der Lage, dank seines großen Hohlraumvolumens Schadstoffe abzubauen.Verarbeitet wird er in einer Lage Grundputz (rötliche Färbung) mit eingebetteten riss-sichernden Gewebebahnen sowie einem Oberputz in Weiß, der je nach Wunsch fein bis leicht gekörnt aufgezogen werden kann. Dieser Sichtputz kann dann auch noch mit einer Innensilikatfarbe weiß gestrichen oder zuvor eingefärbt endbehandelt werden.

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