Wandgestaltung: Zwischen Tapete und Rollputz

Wandgestaltung heimwerkertauglich

Beim Thema Wandgestaltung haben Renovierer und Häuslebauer heute die Möglichkeit, aus einer fast unglaublichen Vielfalt der Materialen, Farben und Anmutungen zu wählen. Allerdings sorgt eben diese Vielfalt auch dafür, dass viele schlicht mit einem großen Fragezeichen über dem Kopf im Baumarkt stehen, wenn sie auf der Suche nach etwas Neuem für Wohn- oder Schlafzimmer sind. Der nachfolgende Vergleich will ein wenig Licht in den dunklen Dschungel der Dekore bringen. Und zudem auch einen Blick darauf werfen, was sich für wen und welche handwerklichen Fähigkeiten besonders eignet. Die Bewertung erfolgt mittels einem bis fünf „Heimwerkersternen“ am Ende jedes Abschnitts.

1. klassische Tapete

Die gute alte Tapete ist nach wie vor auch in Zeiten der großen Auswahl eine beliebte Alternative der Deutschen – und feiert dieses Jahr ihren 400. Geburtstag. Hierzulande profitieren vor allem handwerklich weniger Begabte von der vergleichsweise einfachen Vorgehensweise: Raum vermessen, genügend Tapete und Kleister kaufen, Bahnen einkleistern und an die Wand kleben. Gut, was sich hier so einfach liest, kann im „Ernstfall“ natürlich auch ziemlich kompliziert sein. Dennoch hat die Tapete fast nur Vorteile: Denn neben dem einfachen Tapezieren an sich lässt sie sich auch leicht wieder entfernen. Und zudem auch überstreichen, falls das Dekor nicht mehr gefallen sollte. Der einzige wirkliche Nachteil klassischer Papiertapeten: Sie lassen sich sehr schlecht reinigen, falls es mal zu einem Malheur kommen sollte. Und über dem Herd, wo es oft dampft, besteht das Risiko, dass sie sich mit der Zeit ablöst.

Heimwerkertauglichkeit: **** 

2. Holzvertäfelung

Ja, Holzvertäfelung erlebt momentan ein kleines Comeback in deutschen Wohnungen. Vor allem, weil sie nicht nur einfach mittels Nut- und Federbrettern anzubringen ist, sondern weil sich zwischen Wand und Vertäfelung auch eine zusätzliche Dämmschicht integrieren lässt. Und da in Deutschland sehr viel Holz produziert wird, hält sich auch der Materialpreis in Grenzen. Nach dem Ausmessen des Raumes muss nur eine Traglattung angebracht werden. Die Vertäfelung wird gleich darauf befestigt. Und lässt sich dann mit beliebigen Farben streichen. Wer sich Gekleckse im Zimmer ersparen möchte, kann dies sogar noch vor dem Einbau erledigen. Dabei muss es auch nicht nur „Holzoptik“ sein: Holzvertäfelungen lassen sich beliebig lackieren und profitieren dann von der riesigen Auswahl auf diesem Gebiet.

Heimwerkertauglichkeit: *****

3. Anstreichen

Egal, womit die Wand bedeckt ist, sie kann natürlich auch von Beginn an oder nachträglich angestrichen werden. Der Markt bietet hier ebenfalls eine riesige Vielfalt an Farben und Lacken. Ein Großteil davon basiert heute auf Wasser, damit fallen störende Gerüche in der Anfangszeit und lange Nutzungsausfälle frisch gestrichener Räume aus. Wichtig ist, dass neben der Optik auch immer die Farbpsychologie im Auge behalten wird.
Denn wie dieser Artikel verrät, kann die falsche Farbe auf Dauer sogar Aggressionen fördern. Doch womit soll die Farbe an die Wand gebracht werden? Auch hier haben Renovierer die Qual der Wahl:

  • Pinsel sind ein klassisches Mittel. Allerdings eignen sie sich aufgrund ihrer geringen Größe kaum für große Flächen, sondern eher für Kanten, Abschlüsse und schwer zugängliche Stellen.
    Billigware produziert zudem teilweise kräftige Pinselstriche, die nach dem Trocknen der Farben sichtbar bleiben.
  • Farbrollen eignen sich perfekt zum deckenden Anstrich auch großflächiger Räume. Sie bestehen entweder aus Baumwoll- oder Kunstfasern, oder gleich aus Schaumstoff.
    Beide Varianten nehmen viel Farbe auf. Das lässt das Streichen auch großer Flächen in kurzer Zeit zu. Gleichzeitig entstehen bei gleichmäßiger Arbeit auch keine Striche oder Flecken.
  • Schwamm- und Lappentechniken machen sich die Ungleichheiten von Stofflappen und Schwämmen eigen, um die Farbe mit einer einzigartigen Optik an die Wand zu bringen, eignen sich aber kaum für einen deckenden Anstrich.
    Idealerweise steht vor dem Einsatz beider Techniken eine bereits fertig gestrichene Wand. Dann werden Schwamm oder Lappen in eine gleiche oder andere Farbe getaucht und über die Fläche gerollt, getupft oder gewischt.

Heimwerkertauglichkeit: *****

4. Flüssigtapete

Flüssigtapete ist, obwohl bereits seit einigen Jahrhunderten bekannt, in unseren Breiten ein verhältnismäßig neuer Trend. Prinzipiell handelt es sich bei dem auch korrekter als Baumwollputz bezeichneten Verfahren auch tatsächlic
h eher um einen Putz, nur eben auf Basis von Baumwollfasern. Die Flüssigtapete kommt bereits vorgefärbt in verschiedenen Feinheitsgraden (welche später die Struktur bestimmen) und muss nur mit Wasser angerührt werden. Danach wird sie mit der Kelle an die Wand gebracht. Die am Ende erzielte Optik ist schön anzusehen, aber wer keine Erfahrung mit der Verarbeitung von Putz oder Mörtel hat, wird auch bei der Flüssigtapete erst einmal nicht ums Üben herumkommen. Wer den Dreh allerdings raus hat, kann davon profitieren, dass nicht wie bei Holz und Tapete Verschnitt anfällt.

Heimwerkertauglichkeit: **

5. Putz

Die dauerhafteste Variante der Wandgestaltung ist sicherlich der Putz. Er besteht aus einem mineralischen Element und einem Lösungsmittel, meist Wasser, und wird ähnlich der Flüssigtapete an die Wand gebracht. Und ebenso ist Verputzen je nach gewähltem Material auch eine handwerklich eher schwierige Arbeit. Auf der Haben-Seite steht jedoch, dass Putze bereits vorgefärbt erhältlich sind und damit der ansonsten fast zwingende Anstrich hinterher entfällt.

  • Rollputz ist die einfachste Variante, denn sie unterscheidet sich im Prinzip nicht vom Streichen einer Wand mittels Farbrolle: Rollputz wird meist als Fertigmischung verkauft, die nur noch mal durchgerührt werden muss, bevor sie verarbeitet wird.
    Zusätzlich kann mit Werkzeugen eine Struktur eingebracht werden, was den Rollputz zur echten Heimwerker-Alternative gegenüber anderen Putzen macht.

Heimwerkertauglichkeit: *****

  • Reibeputz wird ebenfalls mit der Kelle an die Wand gebracht. Vor dem Aushärten werden mit einem Reibebrett die typischen Strukturen in die Masse eingebracht, dadurch entsteht eine einzigartige Optik.
    Allerdings sollten auch hier Grundkenntnisse in der Verarbeitung von Putz vorhanden sein, was diese Variante für Laien weniger geeignet macht.

Heimwerkertauglichkeit: ***

  • Rauputz ist seit langer Zeit ein beliebter Klassiker der Deutschen. Die Verarbeitung erfolgt fast genauso wie die des Reibeputzes, nur dass hier ein gröberer Putz zum Einsatz kommt.
    Auch der Rauputz kann vor dem Durchtrocknen noch mit diversen Werkzeugen eine Struktur eingebracht bekommen.

Heimwerkertauglichkeit: ***

Fazit

Wer seine Wände in Eigenregie neu verschönern möchte, der sollte neben den Kosten auch immer die eigenen Fähigkeiten im Auge behalten und dabei ehrlich zu sich selbst sein. Die schönste (und oft auch teure) Edeltapete kann zum totalen Frusterlebnis werden, wenn der eigene Erfahrungsschatz im Tapezieren sich auf das Anschauen entsprechender Web-Videos beschränkt. Eine sehr gute Hilfe kann es sein, im Baumarkt seiner Wahl zu fragen, ob dort Kurse angeboten werden. Viele Ketten tun dies nämlich, oft für geringe Summen. Und selbst wo dies nicht der Fall ist, sollte im Zweifelsfall immer die jeweilige Technik an einem entsprechenden Untergrund, notfalls einem wenig begangenen Raum (Abstellkammer etc.) geübt werden, damit die Wände in Wohn-, Schlafzimmer und Co. tatsächlich perfekt werden.

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