Multivalent heizen mit der Hybridheizung

Multivalent heizen mit der Hybridheizung
Hier wurde zukunftsorientiert energetisch saniert: mit Photovoltaikmodulen und Solarthermiekollektoren (r.) sowie mit Öl-Brennwerttechnik und großen Pufferspeichern. www.zukunftsheizen.de

Zunehmend mehr Althausbesitzer finden Gefallen daran, nicht nur auf einen Energieträger beim Heizen zu setzen, sondern wollen eine Hybridheizung. Am beliebtesten sind Kombinationen von Öl oder Gas in Verbindung mit einem oder mehreren erneuerbaren Energieträgern. Wir zeigen, welche Möglichkeiten es gibt.

Was bedeutet „Hybrid“ heizen   

Wenn zwei Fachleute von einer „Hybridheizung“ sprechen, ist nicht klar, ob sie auch dasselbe meinen: Normalerweise wird der Begriff „Hybrid“ verwendet, wenn zwei unterschiedliche Technologien miteinander  kombiniert werden, die jeweils auch alleine funktionstüchtig sind. Bekanntestes Beispiel ist das Hybrid-Auto mit Verbrennungs- und Elektromotor. In der Heiztechnik gibt es Hersteller, die als Hybridsystem eine vorkonfektionierte Kombination aus zwei Heizgeräten anbieten: meist bestehend aus einem Gas- oder Öl-Brennwertgerät und aus einer Elektro-Wärmepumpeneinheit. Andere Fachleute verstehen unter einer Hybridheizung die allgemeine Kombination von zwei, drei oder noch mehr Wärme- und Energieerzeugern. Um Missverständnisse zu vermeiden, kann man generell auch von einem multivalenten Heizsystem sprechen.

Mit multivalenten Systemen heizen

Wie funktioniert ein multivalentes Heizsystem? Grundvoraussetzung, um mehrere Energiequellen zur zentralen Raumheizung und Warmwasserbereitung nutzen zu können, ist ein Heizwasser-Pufferspeicher mit genügend großem Inhalt zur Wärmebevorratung. Mittels separater Wärmetauscher wird die fossile und regenerativ erzeugte Wärme an das Speicherwasser übertragen. Verfügbar sind verschiedene Speicherausführungen.

Sogenannte Schichtenspeicher optimieren aufgrund ihrer Konstruktion den Be- und Entladevorgang, insbesondere von niedrig temperierten Wärmequellen wie Solarthermieanlagen. Ebenfalls wichtig fürs energiesparende Zusammenspiel eines multivalenten Heizsystems: die intelligente Regelung. Deren Hauptziel muss es sein, so viel erneuerbare Energien wie möglich zu erzeugen und vorrangig zu nutzen.

Relativ neu auf dem Markt sind vorkonfektionierte Hybridsysteme, die ein Gas-/Öl-Brennwertgerät zum Beispiel mit einer Luft- oder Erd-Wärmepumpe vereinen. Diese sind vor allem für (teilsanierte) Altbauten mit erhöhten Systemtemperaturen interessant: Bei kalten Außentemperaturen und in Phasen hoher Wärmeanforderung übernimmt der Heizkessel die komplette oder schwerpunktmäßige Wärmebereitstellung. In den wärmeren Übergangsphasen kommt dann die Wärmepumpe zum Zuge.

Manche Hausbesitzer nutzen in Verbindung mit einer Öl-/Gas-Brennwert-, Wärmepumpen- und Solarthermieanlage als zusätzliche Heizoption noch einen wassergeführten Holz- oder Pellet-Zimmerofen, der sich als sinnvoller Assistent an kalten Tagen eignet. Als zusätzlicher Partner einer Elektro-Wärmepumpenheizung im energetisch sanierten Althaus bietet sich eine Photovoltaikanlage an. Sie liefert nicht nur kostenfreien Antriebsstrom, sondern sie kann zudem das Wasser im Pufferspeicher per Elektroheizeinsatz direkt erwärmen. Diese sogenannte „Power-to-Heat“-Anwendung lässt sich übrigens auch mit Öl-, Gas- und Holz-Heizsystemen kombinieren.
Modernisierer, die sich rein für Holz als Energieträger interessieren, sollten sich ein Hybridwärmesystem bestehend aus Scheitholz- und Pellet-Kesselmodul genauer anschauen. Besonderer Vorteil: Das Heizen mit dem Naturbrennstoff lässt sich im Bedarfsfall durchgehend und automatisiert gestalten.

Vor- und Nachteile der Hybridheizung

Welche Vor- und Nachteile gibt es? Vorteilhaft ist vor allem die Einbindung erneuerbarer Energien, weil dadurch die Heizkosten und die Umweltbelastungen sinken. Der Hausbesitzer wird zudem von steigenden Öl-, Gas- und Strompreisen unabhängiger. Modernisierer können sich den Einsatz erneuerbarer Energiesysteme mit attraktiven Fördergeldern belohnen lassen, etwa aus dem BAFA-Marktanreizprogramm oder über die KfW.

Des Weiteren bieten multivalente Heizsysteme ein Plus an Versorgungssicherheit: Sie versorgen das Haus auch dann noch mit Heizwärme und Warmwasser, falls eine Einheit einmal ausfallen sollte. Ein weiterer Vorteil: Das Hauptheizgerät wird im Sommer und in der Übergangszeit vom regenerativen Partner deutlich entlastet, was den Verschleiß verringert und die energiesparende Betriebsweise fördert.Gibt es auch Nachteile?

Der Einbau einer Hybridheizung ist mit höheren Investitionskosten verbunden; auch Platzbedarf und Wartungsaufwand steigen. Ganz wichtig ist, dass das Hybridsystem nicht zu komplex aufgebaut ist, weil es sonst fehleranfälliger wird. Und damit alle Komponenten im Betrieb später tatsächlich effizient, kostensparend und reibungslos zusammenwirken, ist ein intelligentes Regelgerät unverzichtbar. Dieses managt auch die optimalen Einsatzbedingungen für die jeweiligen Wärmeerzeuger unter Effizienz- und Energiekostenaspekten.

Was ist bei der Systemauswahl zu beachten? Ein multivalentes Heizsystem muss generell zum energetischen Gebäudestandard und zu den Nutzungs- und Komfortwünschen der Bewohner passen.

Vor allem im Altbau ist eine sorgfältige Planung durch einen qualifizierten Handwerker ratsam, der zahlreiche Rahmenbedingungen berücksichtigen muss, um das Heizsystem richtig auszulegen. Hausbesitzer, die Wert darauf legen, dass sich die Systeminvestition rechnet, sollten sich eine Wirtschaftlichkeitsberechnung vom Fachmann machen lassen.

Vorkonfektionierte Hybridsysteme, die möglichst vom selben Hersteller stammen, haben Vorteile: mit Blick auf die einheitliche Abstimmung von Design, Technik und Bedienkonzept, auf einen optimierten Platzbedarf sowie mit Blick auf den Montageaufwand und die Gewährleistung im Problemfall.
Der Aufbau einer Hybridheizung lässt sich modular gestalten, beispielsweise gemäß den Sanierungsplänen oder den finanziellen Möglichkeiten. Wer später eine Erweiterung plant, sollte von Anfang an einen Pufferspeicher installieren lassen, welcher den technischen Erfordernissen der Endausbaustufe entspricht. Zudem sollten vorsorglich Rohre vom Speicher zum künftigen Standort des Kaminofens oder der Solarwärmeanlage gelegt werden.

Was ist bei der Inbetriebnahme zu beachten?

Die sensiblen Hybridsysteme müssen nach der Montage vom Fachmann sorgfältig eingestellt und einreguliert werden. Gerade in Verbindung mit erneuerbaren Energiequellen ist es aus Effizienzgründen wichtig, die Heizwasservorlauftemperatur so niedrig wie möglich zu wählen. Eventuell müssen in Bestandsgebäuden einzelne Heizflächen durch größere Modelle und veraltete Heizkörperventile durch neue ersetzt werden. Unbedingt notwendig ist ein hydraulischer Abgleich an den einzelnen Heizflächen, um die jeweils passenden Heizwasserströme einzujustieren.

Genauso wichtig ist eine intensive Einweisung der Nutzer in die Bedienung und Benutzung des Systems, denn ihr Verhalten kann den Energieverbrauch spürbar beeinflussen. Im späteren Betrieb sind Messgeräte und ein Regelgerät mit Energiedatenauswertung sinnvoll, um so die Kontrolle über den Energieverbrauch zu behalten. Und falls die erneuerbaren Energien nicht optimal vorrangig genutzt werden, muss der Fachmann nachjustieren.

Fazit: Richtig funktionierende hybride und multivalente Heizsysteme sind eine zuverlässige, kostensenkende, ökologische und zukunftssichere Möglichkeit mit erneuerbaren Energieanteilen zu heizen – auch wenn die Investitionskosten für die Hybridheizung etwas höher ausfallen.

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