Nuki Smartlock im Test

Nuki Smartlock im Test
Bild: Nuki

Drahtlos vernetzt schließende Smartlocks gibt es seit einer ganzen Weile. Immer mal wieder hatten wir im intelligenten Haus über den einen oder anderen digitalen Schließknecht berichtet. Für die eigene Haus- und Bürotüre galt indes bislang: Lieber Handarbeit. Die Furcht vor Datenklau, Hackerangriff oder digitalem Einbruch via Smart Lock ist bei aller Technikliebe doch irgendwo da.

Das Nuki Smartlock stellt sich etwas anders vor als die Konkurrenz, da der Hersteller nicht nur ein Stück Technik mit WLAN- und Bluetooth-Vernetzung anpreist, sondern bereits ganz am Anfang seiner Markteinführung höchst offensiv dokumentierte, mit welchen Sicherheitsstandards er sein intelligentes Türschloss ausrüstet. Damit zerstreut er Ängste, bevor sie überhaupt entstehen können. Seitdem folgten einige Aktualisierungen der Sicherheit- und Verschlüsselungstechniken, ebenso wie die Software des Smartlocks immer wieder mit Updates auf den neuesten Stand gebracht wurde. Schließlich hat mit dem AV-Test Prüfinstitut eine berufene Stelle das Nuki Smartlock im Oktober 2017 als das Sicherste seiner Art identifiziert. 

Ruck Zuck eingerichtet 

Mit diesen Beruhigungsmitteln versehen, installierten wir kurz nach der vergangenen IFA ein Testmuster des Nuki Smartlock an der Büro-Eingangstüre. Eines kann man gleich festhalten: Die Installation verlief mehr als einfach:

  • Nuki-Montageplatte vor das Schloss setzen,
  • Schlüssel ins Schloss stecken – in unserem Fall mit ein bisschen Klebeband ergänzt, damit Schlüssel und Smartlock satten Kontakt haben
  • Nuki-Gehäuse darauf setzen und einrasten
  • Batteriefach einschieben – fertig 
Drei einfach Schritte, und das Nuki Smartlock ist angebracht. Fotos: R. Otter

Das Schloss findet dann selbstständig durch mehrmaliges Drehen in beide Richtungen die Schließ- und Offen-Positionen und ist einsatzfähig. Über die Nuki-App wird es mit dem Smartphone gekoppelt. Über einen einfachen Einrichtungsassistenten werden alle wichtigen Funktionen konfiguriert, dann ist das Schloss per App fernsteuerbar. Die Türe lässt sich nun aus der App zuschließen, aufschließen und über die Falle komplett öffnen, sobald Smartphone und Nuki eine Bluetooth-Verbindung haben. Die Bedienung in der App klappt entweder über Links-/Rechts-Wischbewegungen oder ein kleines Menü, das sich per Fingertippen im Hauptmenü öffnet. 

Die App zeigt in ihrem Hauptbildschirm an, ob die Türe zugesperrt oder aufgesperrt ist. Per Fingertippen startet das Funktionsmenü. 

Praktisch vor Ort: Das Smartlock lässt sich auch über den runden Druckknopf innerhalb seines beleuchteten LED-Rings steuern. Drückt man darauf, dann öffnet oder sperrt das Schloss – je nach vorigem Zustand. Der Leuchtring zeigt – ebenso wie der App-Bildschirm – den Zustand des Schlosses an: Ist er rundum hell, dann ist die Tür versperrt. Bleibt oben ein Viertel des Kreises dunkel, ist die Tür entriegelt. 

So richtig smart wird die Steuerung aber erst, wenn man Nuki über die separat erhältliche WLAN-Bridge mit dem Heimnetzwerk verbindet. Dann lassen sich das Schloss, seine Funktionen wie auch Benutzerberechtigungen übers Internet verwalten – via App oder die zugehörige Webseite „Nuki Web“. Schloss und Nuki Bridge sind zusammen mit Paket für knapp 300 Euro zu haben – knapp 30 weniger als die Einzelpreise von 230 Euro für das Schloss und 100 Euro für die Bridge.

Die Nuki Bridge wird in der Nähe der Türe in eine Steckdose gesteckt. Sie stellt per WLAN den Kontakt zwischen dem Smartlock und dem Heimnetzwerk her. Foto: R. Otter

Geofencing und Smart Actions

Das Schloss beziehungsweise die Nuki-App können dank der Internetverbindung und GPS-Ortungsdaten im Smartphone automatisch erkennen, ob man sich in der Nähe der Türe befindet. Mit dieser Geofencing-Funktion lässt sich beispielsweise das Schloss dann entriegeln, wenn eine berechtigte Person mit ihrem Smartphone in der Tasche den definierten Umkreis betritt. Umgekehrt warnt die Nuki-App, wenn man die Umgebung des Hauses verlässt, während das Schloss nicht vollständig zugesperrt ist, und verriegelt die Tür dann auf Wunsch. Den Geofencing-Umkreis definiert die Nuki-App ab Werk auf 100 Meter, er lässt sich in den Experteneinstellungen ändern.

Sobald man sich mit dem Smartphone in der Tasche der Türe nähert, kann sich das Smartlock schon ab dem Betreten des Geofencing-Umkreises dafür bereit machen, das Schloss zu öffnen – eine Art Aufweck-Prozedur. Die Türe öffnet sich dann standardmäßig komplett, sobald das Smartphone direkt beim Schloss ist und über Bluetooth Kontakt mit ihm hat. In der Praxis passierte dies tatsächlich erst, wenn ein Büro-Nutzer mit seinem Smartphones weniger als drei Meter vor der Tür stand. 

Was passiert, wenn man sich dem Schloss nähert oder den Umkreis verlässt? Hier können alle möglichen Aktionen eingestellt werden – auch eher Unsinnige wie etwa das Öffnen der Tür, sobald man den Umkreis verlässt. Laien werden zumindest indirekt vor Fehlern gewarnt.  

Diese so genannten „Smart Actions“ lassen sich in der Nuki-App vielfältig anpassen. Man kann über die App beispielsweise einstellen, dass sich die Türe schon dann komplett öffnet, wenn man den 100-Meter-Umkreis des Schlosses betritt. Glücklicherweise warnt die App vor solchen fahrlässigen Aktivitäten – für unsere Begriffe allerdings zu unpräzise. Im Falle unseres Büros jedenfalls wäre eine solche Einstellung fatal, weil fast alle Kollegen des Öfteren auch am Wochenende in der Umgebung sind, ohne die Räume wirklich betreten zu wollen. Und eines kann man mit Smartlock und Internetzugriff nicht: Die Türe, einmal komplett über die Falle geöffnet, aus der Ferne wieder schließen.

Auch sonst sind die vielen verschiedenen Optionen in der Konfiguration des Smart Locks zwar vollständig und logisch sortiert. Für Laien ist das Menü aber zu technisch und kleinteilig. Wir wünschen uns hier einen Einrichtungsprozess, der den Nutzer an der Hand nimmt und ihn durch typische Anwendungsszenarien führt. Die gute Nachricht: Eigentlich sind alle Smart Actions ab Werk für typische Nutzer sinnvoll eingestellt. 

Nutzer-Rechte einfach festlegen

Apropos Nutzer: Zur Nuki-App gehört ein Online-Benutzerkonto, über das der Administrator beliebigen Mitnutzern den Zugriff auf das Smartlock einräumen kann. Dafür verschickt er jedem Nutzer eine Einladung per Mail oder Messenger. Diese beinhaltet einen Link zum App-Store und einen Code für die Freischaltung des eigenen Nuki-Accounts für das jeweilige Schloss. So lassen sich über die App auch jeweils mehrere Nukis steuern.  

Im Administrations-Tool lässt sich dann einstellen wer zu welchen Tageszeiten, an welchen Wochentagen oder auch wie viele Tage lang Zutritt über das Smartlock bekommt. Für Zeitgenossen ohne Smartphone gibt es für knapp 30 Euro alternativ den Mini-Trasponder Nuki Fob, der sich per Knopfdruck auf die Taste am Smartlock und auf den Transponder mit dem Schloss koppelt und dann ebenso flexibel in die Nutzerverwaltung einzubinden ist. Praktisch: Geht der kleine Bedien-Puck verloren, dann trägt man ihn einfach aus dem Nuki-Konto aus. Ein etwaiger Finder kann dann nichts weiter mit ihm anfangen. Taucht er wieder auf, dann wird er einfach neu gekoppelt.

In der Benutzerverwaltung lassen sich Fernzugriff, Schließberechtigungen und zeitliche Begrenzungen für einzelne Bewohner oder Raum-Nutzer festlegen. 

Alltags-Funktionen ohne App-Einsatz

Mit der wachsenden Zahl an „smarten“ Gadgets hat sich in der Redaktion des intelligenten Hauses die Devise eingebürgert „Smarthome – am Besten ohne Smartphone“. Entsprechend bekommen alle Funktionen ein Sternchen, die Gerätschaften so ansteuern, dass dafür das Smartphone in der Tasche stecken bleiben kann – also ohne Einsatz der zugehörigen App. Im Fall des Nuki Smartlock gibt es dafür einen ganze Reihe. Verlässt man das Haus, dann muss man nicht per App abschließen. Ein doppelter Druck auf den zentralen Knopf des Smart Lock startet die Funktion „Lock’n Go“: Nach einstellbaren fünf bis 30 Sekunden schließt das Schloss selbstständig. Wer von innen sicher abschließen möchte, der dreht ganz einfach den Ring von Hand, bis das Schloss einrastet.

Automatisches Öffnen klappt – immer wieder

Im Idealfall muss man auch bei der Ankunft nicht zum Smartphone greifen, da die automatische Erkennung das Schloss ja ohne weiteren Nutzer-Zugriff öffnet. Das funktionierte in der Praxis allerdings zu häufig nicht zufriedenstellend. Im Idealfall – das passierte im Test etwa jedes zweite bis dritte Mal – öffnet sich die Tür, sobald man tatsächlich davor steht innerhalb von weniger als fünf Sekunden. Relativ häufig dauerte es dagegen ziemlich lange, bis das Schloss reagierte. Nach zehn Sekunden ist da allerdings in der Regel die Geduld zu Ende, und man greift eben doch zur App. Einige Male streikte die automatische Öffnung indes komplett. Ein Griff zum Smartphone, App starten und die Türe per Fingertippen öffnen, kostet zwar nur wenige Handgriffe. Aber auf eben die wollen Smartlock-Nutzer ja verzichten.

Der Effekt ließ sich im Test weder auf bestimmte Smartphones, Nutzer oder andere Begleitumstände eingrenzen. Auch die Frage, ob das Smartphone kurz vorher mit anderen Bluetooth-Geräten gekoppelt war oder die Umkreiserkennung im Telefon geklappt hatte, spielte keine wirklich nachvollziehbare Rolle. Man könnte sagen, dass Nuki sich hier einfach etwas zickig anstellt.

Nervt, wenn die Batterien zu Neige gehen 

Nuki wird mit vier AA-Batterien betrieben (Mignon-Zellen) und soll laut Hersteller mit einer Batteriefüllung sechs Monate lang funktionieren – abhängig von der Leichgängikeit des Schlosses und der Zahl der Schließvorgänge. Dabei rechnet Nuki mit sechs Schließungen oder Öffnungen pro Tag. In unserem Büro kommen mindestens doppelt so oft Leute durch die Tür, außerdem haben wir ein Schloss mit Dreifach-Riegel, das spürbar Kraft verlangt. Die erste Meldung zum Ende der Batterielaufzeit kam denn auch schon nach etwas mehr als zwei Monaten. Zum Test ließen wir die Meldungen immer wieder aufpoppen, bis sie nach weiteren zwei bis drei Wochen beinahe täglich kamen. 

Die gute Nachricht: Nuki schließt auch mit wiederaufladbaren Batterien. Das Schloss und die App erkennen die Zellen sogar automatisch und stellen ihre Spannungs-Grenzwerte für die Meldungen entsprechend um. Jetzt werkelt das Smart Lock mit vier AA-Akkus bereits seit fast zwei Monaten – bislang noch ohne neue Meldung zum Batterie-Exodus. 

Fazit: Sicheres Funk-Schloss mit Luft nach oben

Tatsächlich kam im Praxistest kein einziges Mal das Gefühl auf, das Schloss sei in irgend einer Hinsicht unsicher. Dazu führt vielleicht auch die Erkenntnis, dass Nuki lieber einmal zu wenig automatisch öffnet als ein Mal zu viel. Das ist einerseits gut. Andererseits wünscht man sich bei einem Smartlock aber auch, dass es eben immer smart (auf)schließt. Und schnell. Das macht Nuki derzeit am Sichersten über den manuelle Bluetooth-Transponder. Doch auch über normale Menübefehle in der App funktionierte das Funk-Schloss zuverlässig. Nur die automatische Öffnung – eben ohne App-Einsatz – muss besser werden. Dann ist Nuki nicht nur ein besonders sicheres Smartlock, sondern auch ein besonders Zuverlässiges.

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