Sachen gibt’s die gibt’s gar nicht – oder doch? Diese sieben Smarthome-Anwendungen klingen nach Science Fiction, sind aber schon mit heutigen Systemen leicht zu realisieren.
Bauherren oder Hausbesitzer, die auf Smart Home-Anwendungen setzen, möchten in der Regel vor allem den Wohnkomfort des Eigenheimes erhöhen. Dazu gehören Anwendungen wie automatische Beschattung je nach Temperatur und Sonnenstand oder ein hauseigenes Energiemanagement, das die Stromerzeugung aus Photovoltaik sinnvoll mit dem Stromverbrauch und eventuell vorhandenen Speicherkapazitäten abgleicht. Auch eine automatische Lichtsteuerung oder Sicherheits- und Alarmfunktionen gehören zu den Einsatzgebieten, die einem Smarthome typischerweise zugeschrieben werden.
Innovative Anwendungen ergeben sich zunehmend in Bereichen, die auf den ersten Blick gar nicht zwingend in die Haussteuerung gehören, für bestimmte Nutzerkreise aber dennoch interessant sein können. Hier eine kleine Ideenliste.
1. Die schlaue Katzenklappe
Zu den ungewöhnlicheren Anwendungen gehört eine intelligente Katzenklappe wie etwa die SureFlap vom gleichnamigen US-Hersteller (siehe Foto oben). Sie stellt über ein Halsband mit Funk-Mikrochip sicher, dass nur eigene Tiere in die Wohnung gelassen wird. Die Klappe hat einen Funkgesteuerten Öffnungsmechanismus, der die Klappe nur dann freigibt, wenn der eigene Stubentiger in den Empfangsbereich kommt. Andere Modelle können auch den bei immer mehr Haustieren implantierten Erkennungschip auswerten und kommen so ohne zusätzliches Funk-Halsband aus.
Wird die Funktion der Katzenklappe über eine Smarthome-Zentrale ausgewertet, dann kann der Hausherr auch eine Info aufs Smartphone erhalten, wann die Katze rein oder raus gewandert ist und im Zweifelsfall bei jeder Bewegung der Klappe eine IP-Überwachungskamera hinter der Türe aktivieren.
2. Fenster-Türkontakte: Universelle Öffnungsmelder
Magnetische oder optische Fenster-/Türkontakte in Smarthome-Systemen lassen sic auf unterschiedlichste Weise einsetzen. Sie können natürlich an normalen Fenstern erfassen, ob diese offen oder zu sind und passend dazu die Heizkörper im Raum abschalten oder bei Abwesenheit einen Alarm auslösen, sobald sich ein Fenster oder eine Tür öffnet.
Neben diesen trivialen Anwendungen gibt es aber noch eine ganze Reihe weiterer Möglichkeiten, diese Öffnungsmelder für smarte Hinweise einzusetzen. Am Briefkasten kann ein solcher Kontaktschalter etwa erfassen, wann die Klappe bewegt wurde und eine Mitteilung an den Hausherrn auslösen, dass die Post eingeworfen wurde. An Konventionellen Katzenklappen lässt sic hso ebenfalls melden, wann diese genutzt wurde. Sogar der Süßigkeiten- oder Kühlschrankschrank oder die Sammlung nicht jugendfreier Schriften lassen sich auf diese Weise wirkungsvoll gegen unberechtigte Plünderer schützen.
3. Gechillte Stimmung zum Feierabend
Auch das richtige Feierabendfeeling lässt sich programmieren: Systeme können so ausgelegt werden, dass sie per Bewegungsmelder zu bestimmen Tageszeiten eine voreingestellte Kombination aus direkter und indirekter Beleuchtung sowie die Musikanlage mit einer vordefinierten Playliste einschalten – und nebenbei gleich noch die Rollläden herunterfahren, wenn die Bewohner von der Arbeit nach Hause kommen.
4. Das Wohnzimmer weiß, wann ich da bin
Technisch möglich ist eine Aktivierung von Sound und Licht auch mittels spezieller RFID-Elemente, die strategisch im Haus verteilt werden. Das Smartphone und die zugehörige Smarthome-App können diese RFID-Einheiten bei Annäherung auslesen und schalten dann immer nur in den Räumen Geräte ein, in denen sich tatsächlich Personen aufhalten.
5. Fernseh-Feeling auf Knopfdruck
Wenn beim Fernsehen automatisch die Rollos herunterfahren und das Licht sanft gedämmt wird, dann kann kein lästiger Lichtreflex auf dem Bildschirm den Filmspaß stören. Einfache Sensoren wie etwa ein Stromverbrauchsmesser an der Steckdose des TV-Gerätes kann den Impuls dazu an die Smarthome-Zentrale melden und die gewünschte Automatikfunktion auslösen.
6. Nie mehr dicke Luft
Eine besonders gesunde Smarthome-Anwendung ist die Überwachung der Luftqualität in Innenräumen: Raumluftsensor messen dauerhaft die Luftfeuchtigkeit und etwa den CO2-Gehalt der Luft. Viele vernetzte Heizkörperthermostate oder Raumthermostate tn dies ab Werk, man muss die Werte im Smarthome-System nur auswerten. Alternative: Funk-Wetterstationen, etwa von Netatmo, lassen sich vielfach in Smarthome-Systeme einbinden. Die Netatmo Wetterstation kann etwa ohne weitere Hardware mit Alarmmeldungen an Philips Hue Leuchten im haus weiterleiten, die das Überschreiten eines definierten Grenzwertes ihr Licht von weiß auf rot umschalten. Das bedeutet für den Nutzer: „Bitte gründlich lüften“. Die direkte Verbindung funktioniert über den Online-Steueurngsdienst “If This Then That” (IFTTT), aber auch mit vielen Smarthome-Systemen.
7. „Licht aus!“ – und es geht tatsächlich aus
„In den nächsten Jahren werden wir sicher noch einige Anwendungen sehen, die wir uns heute noch nicht vorstellen können – oder an die wir bisher noch nicht gedacht haben“, sagt Hausautomations-Experte Hartwig Weidacher von der myGEKKO | Ekon GmbH. Bestes Beispiel: Auch das Amazon-Produkt Echo mit seiner cloudbasierten Sprachsteuerung Alexa war noch vor wenigen Jahren kaum vorstellbar. Vergleichbare Anwendungen kamen allenfalls in Start Trek Filmen vor. Heute steuern die Amazon-Lautsprecher neben ihren Funktionen als Entertainment Center auch eine ganze Reihe von Lampen und Lichtschaltern (Philips Hue, Osram Lightify) und Thermostaten (z.B. Tado) sowie immer mehr komplette Smarthome-Systeme.
Sinnvoll: Eine universelle Zentrale für die Haussteuerung
Eine Haussteuerung sollte als Gesamtheit funktionieren. Eine echte Smarthome-Zentrale übernimmt dabei das Management und koordiniert alle Anwendungen und Geräte im Gebäude. Dies geschieht idealerweise immer nach den Vorgaben der Bewohner und den Kriterien von Komfort, Wohlbefinden, Sicherheit und Effizienz. Hier sind Offenheit und Kompatibilität elementare Punkte. Vor allem, wenn proprietäre Systeme eingesetzt werden, bleibt die Auswahl der verwendbaren und verlinkbaren Anwendungen begrenzt. Damit wird auch die Zukunftsfähigkeit des Systems in Frage gestellt. „Besonders wer abseits der Standardlösungen über Jahre flexibel sein möchte, sollte auf Systeme setzen, die offene und etablierte Standards in der Verkabelung und Vernetzung unterstützen“, empfiehlt Hartwig Weicher von myGekko.
Fazit
Völlig neue, innovative Smarthome-Anwendungen dürften uns in den kommenden Jahren sicher noch überraschen. Besser: Im intelligenten Haus ist jeder Nutzer selbst der Entwickler seiner schlauen Anwendungen. Erlaubt ist, was im Alltag hilft. Die Frage sollte daher immer sein, welche Funktionen man für besonders wichtig hält und welche Automatisierung einen echten Mehrwert bringt. Schließlich soll die Technik das Leben angenehmer, sicherer und unterhaltsamer gestalten – nicht komplizierter.