Wärmeerzeuger und Heiztechnik

Wärmeerzeuger und Heiztechnik
Gas-Brennwertwandgeräte lassen sich auch im Wohnumfeld montieren. Aktuelle Modelle bieten eine ansprechende Optik und erlauben eine Internet-Anbindung. www.junkers.de

Wer ein neues Haus plant oder ein altes modernisiert, muss sich fragen, mit welcher Heiztechnik es künftig beheizt werden soll. Im Wettbewerb stehen vor allem die Wärmeerzeuger, die mit Öl, Gas, Pellets und Strom betrieben werden.

Während der Ausbau von erneuerbaren Energien im Strombereich weiter voranschreitet, arbeitet die überwiegende Zahl der Wärmerzeuger in deutschen Heizungsräumen nach wie vor mit fossilen Energieträgern. Laut Beheizungsstruktur-Statistik des Branchenverbandes BDEW sah die Verteilung im deutschen Wohnungsbestand am Jahresbeginn 2018 wie folgt aus: Die beiden vorderen Plätze belegten mit großem Abstand Gas (Erdgas, Flüssiggas, Bioerdgas) mit 49,4 Prozent und Heizöl mit 26,1 Prozent. Auf den weiteren Plätzen folgten dann Fernwärme mit 13,8 Prozent, Strom mit 2,6 Prozent, Wärmepumpen mit 2,0 Prozent und „Sonstige“ (Festbrennstoffe und Biomasse) mit 6,1 Prozent.

Im Neubaubereich gab es in den letzten Jahren jedoch deutliche Veränderungen. Dort wurden (Stand 04/2018) etwa 39,4 Prozent der neu genehmigten Wohnungen an ein gasbefeuertes Heizsystem angeschlossen. Allerdings lag der Wert im Jahr 2005 noch bei 74 Prozent. Dieser Rückgang war vor allem auf die steigende Attraktivität von Elektro-Wärmepumpen zurückzuführen, deren Anteil etwa 26,9 Prozent betrug. Auf den weiteren Plätzen folgten Fernwärme mit 25,3 Prozent, Holz- und Pellet-Heizungen (5,5 Prozent) sowie Stromheizungen (0,7 Prozent). Das Heizöl spielt mit einem Anteil von 0,6 Prozent bei Bauherren quasi keine Rolle mehr.

Brennstoff Erdgas: Sehr vielseitig in der Heiztechnik einsetzbar

Warum ist der Energieträger Erdgas so beliebt? Das Brenngas kommt per Leitung ins Haus, benötigt also keinen Lagerraum (im Gebäude) und ist quasi immer verfügbar. Voraussetzung für die Erdgasnutzung ist allerdings ein Gasanschluss, dessen Kosten vom Energieversorger entsprechend der örtlichen Gegebenheiten kalkuliert werden.

Dort, wo aus technischen oder finanziellen Gründen keine Erdgasversorgung möglich ist, bietet sich der Einsatz von Flüssiggas an, welches in einem ober- oder unterirdisch aufgestellten Tank im Freien gelagert wird. Der Umgang mit Gas ist generell sicher, sofern die Anlage fachmännisch installiert und gewartet wird. Viele Hausbesitzer nutzen das Brenngas zusätzlich für den Küchenherd. Sehr beliebt bei Hausbesitzern sind wandhängende Brennwertgeräte, bei denen alle notwendigen Bauteile unter dem Gehäuse integriert sind. In Verbindung mit Heizleistungen ab etwa drei Kilowatt sowie einer umweltschonenden, robusten Brennertechnik, die eine große Bandbreite bei der stufenlosen Leistungsanpassung bietet, eignen sich die Systeme für den Einsatz in Neu- und Altbau – dies schließt auch Niedrigenergiehäuser ein.

Die kompakten Einheiten haben platzsparende Abmessungen und arbeiten recht leise. Aus diesen Gründen kann man sie nicht nur im Keller, sondern auch im Wohnbereich montieren. Gasbrennwertheizungen lassen sich sehr komfortabel betreiben und bedienen und sind in der Anschaffung vergleichsweise günstig. Als noch effizientere Alternative bieten sich auch eine Gaswärmepumpe oder eine stromerzeugende Heizung, eine sogenannte Kraft-Wärme-Kopplungsanlage (KWK) an. Allerdings sind die Anschaffungskosten hier mindestens doppelt so hoch wie die von Gasbrennwertheizungen, die ab etwa 8 000 Euro starten.

Brennstoff Heizöl: Vorrat im Keller

Die Beliebtheit des Heizöls hat sich in den letzten Jahren stark verändert. So ist das schwarze Gold bei Heizungsmodernisierungen noch spürbar relevant, weil die Hausbesitzer zwei Dinge schätzen: Zum einen das sichere Gefühl, einen Brennstoffvorrat für oft mindestens zwei Heizperioden im eigenen Keller zu haben. Zum anderen die Chance, den Brennstoff in einem gewissen Rahmen günstig einkaufen zu können. Aus diesem Grund führten die jüngsten Tiefstände bei den Heizölpreisen auch zu einer kleinen 
Öl-Heizungs-„Renaissance“.

Bei einer Ölheizungserneuerung empfiehlt es sich, mangelhafte Öltanks durch neue, geruchsdichte Modelle zu ersetzen, die sich bei Bedarf auch im Heizraum aufstellen lassen.

Dass die Ölheizung im Neubaubereich nur noch selten 
zum Zug kommt, hat vor allem zwei Gründe: Im Zeitalter hoher Baukosten ist umbauter Raum für Bauherren zu wertvoll, um dort einen Öllager-behälter und einen meist noch bodenstehenden Kessel aufzustellen. Und manchmal fehlt auch ein Keller. Problematisch für Niedrigenergiehäuser ist, dass die Mindestheizleistung der meisten Kessel bei etwa 10 Kilowatt liegt und damit zu hoch ausfällt. Bei Bedarf sollten sich Hausbesitzer ein Brennwertgerät mit möglichst kleiner Leistung und modulierender Brennertechnik auswählen – Standard sind im Ölbereich zweistufige Brenner.

Aufgrund des Handlings mit dem Brennstoff ist der Komfort für den Hausbesitzer nicht ganz so hoch wie bei Gassystemen. Die Anschaffungskosten beginnen ab etwa 9000 Euro. Bei Alt
anlagen gibt es oft noch das Problem, dass sie nicht ganz geruchsdicht sind. Bei einer Modernisierung sollte immer auch der Öltank auf seine Tauglichkeit und Betriebssicherheit überprüft und gegebenenfalls durch ein neues Modell mit Geruchssperre ersetzt werden. Möglich ist übrigens, den neuen, meist kompakteren Öl-Kunststofftank platzsparend in der Nähe des Wärmeerzeugers zu platzieren.

Brennstoff Holz: Regenerative Alternative

Der Wunsch nach Unabhängigkeit von Öl und Gas motiviert Hausbesitzer, sich nach Alternativen umzusehen. Dabei stoßen sie rasch auf Pelletheizkessel, die mit modulierenden Heizleistungen ab etwa drei Kilowatt starten und sich so für den Einsatz im unsanierten Gebäudebestand bis hin zu Niedrigenergiehäusern eignen. Verfügbar sind auch Brennwertsysteme sowie Kesselmodelle, die Pellet- und Scheitholzfeuerungen miteinander kombinieren.

Die Brennstoffversorgung funktioniert mit einem angeschlossenen Pelletvorratslager automatisch. Der Systemkomfort ist ähnlich hoch wie der einer Ölheizung, allerdings muss sich der Hausbesitzer aufgrund des Naturbrennstoffs etwas mehr um die Anlage kümmern. Dazu gehört vor allem das (mehrmalige) Entleeren des Aschebehälters während der Heizperiode. Wichtig beim Pelletkauf ist, auf ein zertifiziertes Qualitätslabel zu achten (z. B. „EN-Plus“), um so späteren Störungen beim Heizbetrieb vorzubeugen.

Hausbesitzer entscheiden sich auch deshalb für Pellets, weil sie einen umweltfreundlichen, erneuerbaren Energieträger einsetzen möchten, der CO2-neutral verbrennt und aus heimischem Bestand stammt. Als weiteres Motiv kommt der im Vergleich zu Öl und Gas günstigere Pelletpreis hinzu. Die Anschaffungskosten von Pelletheizsystemen starten erst ab etwa 15 000 Euro. Allerdings erhalten Modernisierer aktuell recht hohe Förderzuschüsse.

Wärmequelle aus der Umwelt

Als Alternative zu Öl und Gas haben sich – vor allem im Neubaubereich – Elektro-Wärmepumpen etabliert. Sie nutzen zum Heizen zwar die kostenlosen und überall verfügbaren Umweltwärmequellen wie Außenluft, Erdreich und Grundwasser. Weil deren Temperaturen jedoch relativ niedrig sind, muss die Wärmepumpe zusätzliche Energie, sprich Strom, einsetzen, um ein für Heizzwecke geeignetes Niveau von etwa 35 bis 55 Grad Celsius zu erreichen. Grundsätzlich gilt: Je höher dabei der Anteil der erneuerbaren Umweltenergien ist, desto günstiger wird das Heizen und desto niedriger fällt die Stromrechnung aus. Ausgedrückt wird die Effizienz durch die (Jahres-)Arbeitszahl. Eine hohe Arbeitszahl besagt, dass viel kostenlose Energie aus der Umwelt und wenig Antriebsenergie eingesetzt wird. Mit Blick auf die Wärmepumpen-Effizienz muss man schon bei der Planung wesentlich genauer als bei Öl- und Gaskesseln auf Randbedingungen des Heizsystems achten, damit die Stromkosten später nicht explodieren.

Energetisch am kritischsten ist der Einsatz von Wärmepumpensystemen in unsanierten Altbauten. Dort sollte man ihren Einbau entweder möglichst vermeiden oder sie als Hybrid-System, also in Kombination mit einem anderen Wärmeerzeuger, meist auf Öl- oder Gas-Basis, betreiben. Am häufigsten schaffen sich Hausbesitzer Luftwärmepumpen an, weil sich die Wärmequelle Luft relativ einfach und kostengünstig erschließen lässt. Die Aufstellung der Geräte erfolgt komplett im Keller oder Erdgeschoss sowie platzsparend (komplett oder teilweise) im Freien, wobei man dort auf etwaig störende Schallemissionen achten muss. Aufgrund der großen Außentemperaturschwankungen übers Jahr hinweg arbeiten Luftwärmepumpen weniger effizient als erdgekoppelte Systeme, die in der Regel deshalb höhere Jahresarbeitszahlen erreichen. Allerdings fallen dazu zusätzliche Erschließungskosten, wie zum Beispiel für eine Erd-Sondenbohrung, an. Aus diesem Grund sind Erdwärmepumpen- oder Grundwasserwärmepumpen-Systeme um mehrere Tausend Euro teurer als Luftwärmepumpen, deren Investitionskosten ab etwa 12 000 Euro beginnen.

Schwankende Energiepreise

Neben dem Blick auf die Anschaffungskosten achten die meisten Hausbesitzer bei der Auswahl eines neuen Heizsystems auch auf möglichst niedrige Energiekosten. Doch hier unterscheiden sich die drei Energieträger Heizöl, Gas und Pellets deutlich voneinander (siehe Grafik). Wie der Trend weitergeht, ist aktuell nicht klar vorhersagbar. Anders sieht es bei den durchschnittlichen Haushaltsstrompreisen aus, die bislang nur eine Richtung kennen: Sie stiegen von Jahr zu Jahr. Auch die in der Vergangenheit sehr großzügigen Vorteile für Wärmepumpenstrom gibt es meist auch nicht mehr.

Eine Spar-Option beim Einkauf von Strom und Erdgas eröffnet sich Hausbesitzern dennoch, sofern sie den Lieferantenwechsel nicht scheuen. Vergleichsplattformen im Internet helfen dabei, einen preiswerten und zuverlässigen neuen Partner zu finden. Umweltbewusste Familien, die nach Ökostrom- und Biogasanbietern suchen, werden dort ebenfalls fündig.

Das passende Heizsystem

Bei der Kostenbetrachtung muss man bei Öl-, Gas- und Pelletheizungen noch die Service- und Wartungsaufwendungen berücksichtigen. Dazu zählen insbesondere die regelmäßigen Schornsteinfeger-Besuche, welche bei den Elektro-Wärmepumpen entfallen. Letztlich lässt sich das passende Heizsystem aber weder per Kostenvergleich noch per Faktencheck eindeutig ermitteln. Im Rahmen der technischen Gegebenheiten und der gesetzlichen Vorgaben muss jeder Hausbesitzer die individuellen sachlichen, finanziellen, ökologischen und emotionalen Faktoren für sich abwägen. Mit Blick auf die späteren, realen Energiekosten entscheidend ist zudem, dass der Wärmeerzeuger zum Gebäude und zum Wärmeverteilsystem sowie zu den Komfort-Vorstellungen und den Nutzungsgewohnheiten seiner Bewohner passt.

Grundsätzlich gilt: Wer auf ein (sehr) gut gedämmtes Haus sowie auf ein effizientes, richtig einreguliertes und intelligent geregeltes Heizsystem setzt, kann künftigen Energiepreissteigerungen gelassener entgegensehen. Noch mehr Sparpotenzial, Versorgungssicherheit und Umweltentlastung bietet die ergänzende Investition in ein erneuerbares Energiesystem. Beliebt sind vor allem Solarwärmeanlagen sowie wasserführende Wohnraumöfen zur Warmwasserbereitung und auch ergänzend zur Heizungsunterstützung. Für einzelne Wärmepumpenbesitzer interessant erscheint auch die Kombination mit einer Solarstromanlage auf dem Dach.

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