Ratgeber Dämmen: Dämmmaterial im Fokus

Ratgeber Dämmen: Dämmmaterial im Fokus

Ob beim neugebauten Haus oder bei der Sanierung eines Gebäudes – ums Thema Dämmen kommen Sie nicht drumrum. Beim Neubau ist dies mittlerweile sogar gesetzlich vorgeschrieben. Doch welches Dämmmaterial eignet sich wann? Und wie gestaltet sich das Anbringen der Dämmung in der Praxis? Wir beantworten alle wichtigen Fragen zum Thema Dämmmaterial. Dabei zeigen wir Ihnen nicht nur, worauf Sie achten müssen, sondern klären auch über staatliche Fördermöglichkeiten auf, mit denen Sie viel Geld sparen können.

Warum macht Dämmen Sinn?

Beim ungedämmten Haus gehen rund ein Drittel der Energie übers Dach verloren, 25 Prozent über Fassaden und äußere Wände und 15 Prozent durch die Kellerdecke. Eine Dämmung macht nicht nur im Hinblick auf die Umwelt Sinn, sondern schont durch Energieeinsparung langfristig auch den eigenen Geldbeutel. Die Energieeinsparverordnung (EnEV 2014/2016) schreibt zudem einen guten Standard der Wärmedämmung beim Hausbau vor. Auch bei bestehenden Gebäuden kann die Wärmedämmung Energie- und Heizkosten sparen.

Das richtige Dämmmaterial verhindert nicht nur Schimmelbildung, es sorgt auch für ein angenehmes Wohnklima. Dämmmaterial aus Mineralwolle bringt Ihnen zum Beispiel gleich mehrere Vorteile: Es verbessert Kälte- und Hitzeschutz und sorgt für einen erstklassigen Schall- und Brandschutz. Außerdem erhält die Bausubstanz einen Schutz vor Einflüssen von außen. So erzielen Sie nebenbei eine Steigerung des Immobilienwerts.

Mit der Verwendung von nachhaltigem Dämmmaterial schonen Sie Ressourcen und sorgen für mehr Klimaschutz durch die Reduktion von CO2-Emissionen. Mit Energieeinsparung und staatlichen Förderungen maximieren Sie Ihre Kostenvorteile für viele Jahrzehnte.

Welches Dämmmaterial habe ich zur Auswahl?

Dämmmaterial wird aus Dämmstoffen hergestellt. Beide Formen haben ein großes Volumen, aber aufgrund von Hohlräumen bringen sie nur ein geringes Gewicht auf die Waage. Bei den Dämmstoffen unterscheidet man zwischen mineralischen Dämmstoffen, synthetischen Dämmstoffen und pflanzlichen, beziehungsweise tierischen Dämmstoffen.

  • Mineralische Dämmstoffe: Blähton, Glaswolle, Silikat, Perlite, Schaumglas, Steinwolle
  • Synthetische Dämmstoffe: EPS, PUR / PIR, XPS
  • Pflanzliche/tierische Dämmstoffe: Baumwolle, Kork, Holzfasern, Flachs, Hanf, Holzwolle, Kokosfaser, Kork, Schafwolle, Schilf, Zellulose

Dämmmaterial gibt es als Platten, Matten, Schüttgut, Schaum oder als Granulat. Der größte Anteil des in Europa eingesetzten Dämmmaterials besteht aus Mineralwolle.

Welche Vor- und Nachteile haben die verschiedenen Dämmstoffe?

Bei der Entscheidung für ein Dämmmaterial sollten Sie den Fokus nie allein auf den Preis legen. Wichtig ist, dass der Baustoff für den Dämmzweck geeignet ist. Da die Auswahl an Dämmstoffen sehr groß ist, können Sie schnell den Überblick verlieren. Wir stellen die am häufigsten verwendeten Dämmstoffe vor und geben einen kleinen Einblick in Vor- und Nachteile.

Expandiertes Polystyrol (EPS)Perlite (Blähglas)HolzfaserPolyurethan-HartschaumMineralwolle
+ sehr günstig und leicht+ viele Anwendungs-möglichkeiten, umweltfreundlich+ effektiver Hitzeschutz+ leichte Verarbeitung, feuchtebeständig+ guter Brandschutz
Herstellung energieintensiv begrenzte Dämmleistung, Herstellung energieintensiv+ besonders umweltverträglich, dafür teurer Herstellung energieintensiv,
nicht nachhaltig
+ günstig, nachhaltig, feuchtebeständig
geeignet für Fassadendämmung, auf und unter Dachsparren, bei Kerndämmung und Trittschalldämmunggeeignet für Fußböden, Dach, Innendämmung, zweischalige Außenwändegeeignet für alle Bereiche außer im erdberührten Perimeterbereichgeeignet für die gesamte Haushülle, auch bei schmalem Aufbau und Leichtbauweisegeeignet für alle Bereiche, Kontakt mit Feuchtigkeit vermeiden

Wie nachhaltig bzw. umweltfreundlich ist Mineralwolle als Dämmmaterial?

Zur Familie der Mineralwolle gehören Steinwolle und Glaswolle. Steinwolle besteht aus Basalt, Kalkstein, Feldspat oder Dolomit. Alle diese Materialien sind in großer Menge vorhanden. Bei der Produktion von Steinwolle entstehen Abfälle, die später wiederverwendet werden, indem sie zu neuer Mineralwolle verarbeitet werden. Man kann also von einem nachhaltigen Herstellungsprozess sprechen. Gleiches gilt für die Produktion von Glaswolle. Neben Quarzsand, Soda und Kalkstein, besteht diese zum Großteil aus Altglas. Die Ausgangsmaterialien von Stein- und Glaswolle werden bei der Herstellung jeweils geschmolzen und anschließend zerfasert. Nach dem Aushärten erhält man den wolleartigen Dämmstoff, aus dem später das Dämmmaterial in Form von Matten, festgepressten Faserplatten oder Stopfdämmstoffen und Einblasdämmstoffen hergestellt wird.

Aufgrund der Langlebigkeit ist Dämmmaterial aus Mineralwolle jahrzehntelang im Einsatz und ermöglicht hohe Energieeinsparungen. Die Energie für die Produktion von Mineralwolle ist so schnell wieder hereingeholt. Gleiches gilt für die dabei entstandenen CO2-Emissionen, die nach wenigen Wochen kompensiert sind. Das Dämmmaterial ist damit langlebig, schont Ressourcen und schützt die Umwelt.

Welche Förderungsmöglichkeiten gibt es?

Sanieren Sie ein mindestens zehn Jahre altes Gebäude, können Sie dies seit dem 24.1.2020 von der Steuer absetzen. Voraussetzung: Sie wohnen darin oder nutzen es für private Wohnzwecke. Steuerliche Vorteile erhalten Sie beispielsweise, wenn Sie Wände, das Dach oder Geschossflächen dämmen. Dämmmaterial aus Mineralwolle ist besonders geeignet. Die aus Glaswolle und Steinwolle bestehenden Baustoffe entsprechen den technischen Mindestanforderungen, die Sie bei der steuerlichen Förderung sowie bei den Förderprogrammen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) einhalten müssen.

Innerhalb einer Zeitdauer von drei Jahren sparen Sie für die einzelnen Maßnahmen jeweils 20% der Kosten. So sind bis zu 40.000 Euro absetzbar. Und das ohne einen großen bürokratischen Aufwand. Sie müssen der Einkommensteuererklärung nur die Rechnung für die Maßnahmen und eine Fachunternehmererklärung beifügen. Weitere Vorteile bei Inanspruchnahme einer Förderung: Sie profitieren von niedrigeren Investitionskosten und langfristig niedrigen Nebenkosten.

Alternative Fördermöglichkeiten bietet die KfW. Bei der Sanierung im Rahmen der Programme 151/152 und 430 erhalten Bauherren jetzt bei Einzelmaßnahmen 20% der Investitionen als Förderung. Dies gilt für Dächer, Wände und Geschossdecken und kann bis zu 10.000 Euro pro Maßnahme ausmachen. Bauen Sie Ihr Haus als KfW-Effizienzhaus um, so sind Fördermittel bis zu einer Höhe von 48.000 Euro drin. Näheres zu den jeweiligen Zuschüssen entnehmen Sie der Tabelle zu Förderstufen der KfW.

Wann sollte ich einen Experten beauftragen?

Wenn Sie nicht vom Fach sind, sollten Sie sich bei der Sanierung zurückhalten. Denn wenn Fehler passieren, riskieren Sie teure Folgekosten. Im schlimmsten Fall schädigen Sie die Bausubstanz. Gehen Sie daher auf Nummer Sicher, indem Sie einen Energieeffizienz-Experten einbinden. Dieser unterstützt Sie bei der Planung der Sanierung und kümmert sich um Antragstellung sowie Ausführung.

Bei einer KfW-geförderten Maßnahme ist die Beauftragung eines Energieberaters ohnehin Pflicht. Dafür gibt es eine Expertenliste der DENA, aus der Sie Ihren Experten auswählen können. Der Experte stimmt dann die Förderungen an das individuelle Bauprojekt ab. Auch für die Beauftragung des Experten können Sie Zuschüsse erhalten. Dies ist möglich mit dem BAFA-Programm: Energieberater vor Ort.

Beauftragen Sie den Energieberater bevor Sie mit der Maßnahme beginnen. Wenn die Maßnahme beendet ist, bestätigt der Experte die Ausführung. Im KfW-Zuschussportal können Sie damit die Durchführung verifizieren und erhalten anschließend Ihre Fördergelder.

Ein Experte begleitet ebenso die Förderung von Einzelmaßnahmen. Das Gebäudeteil, welches Sie sanieren, muss jeweils mindestens den vorgeschriebenen maximalen Wärmedurchgangskoeffizienten (U-Wert) erreichen. Der Wert kennzeichnet den Wärmeverlust durch ein Bauteil. Je kleiner der U-Wert, desto besser dämmt das Bauteil. Welcher Wert für das jeweilige Bauteil gilt, entnehmen Sie der untenstehenden Tabelle.

Was muss ich bei der Außendämmung von Dach und Fassade beachten?

Bei der Dämmung von Fassade und Dach müssen sich Hausbesitzer an die EnEV 2014 (Energieeinsparverordnung) halten. Wer sich für eine Außendämmung entscheidet, hat einen entscheidenden Vorteil: Die Außendämmung vermeidet Wärmebrücken, die sonst für Wärmeverluste sorgen. Generell empfiehlt sich bei Fassade und Außenwänden eher eine Außendämmung. Diese ist zwar teurer als die Innendämmung, aber wirksamer. Handelt es sich um eine komplette Sanierung des Dachs, sollten Sie ebenfalls eine Außendämmung wählen.

Befestigen können Sie das Dämmmaterial an allen Teilen des Hauses: an Dach, Fassade und Keller- oder Geschossdecken. Achten Sie darauf, dass Dämmmaterial und Art der Anbringung für das jeweilige Bauteil passen. Bei der Sanierung einer Fassade stehen zum Beispiel Wärmeverbundsysteme oder vorgehängte hinterlüftete Fassaden zur Auswahl. Steht die Dämmung des Dachs an, empfiehlt sich eine Aufsparrendämmung. Handelt es sich um ein zweischaliges Mauerwerk, können Sie das Dämmmaterial in den hohlen Zwischenraum einblasen. Stehen Bodenplatte oder Kellerwände im Fokus, so ist die Perimeterdämmung eine Option.

Wann macht eine Innendämmung Sinn?

Die Innendämmung sorgt dafür, dass die Wärme im Gebäude bleibt. Dabei wird beispielsweise die oberste Geschossdecke gedämmt, um ein Entweichen der Wärme in die Dachkammer und nach draußen zu verhindern. Innenwände, Fußböden, Kellerdecken sowie Fenster oder Rohre werden oft im Zuge der Innendämmung gedämmt.

Bei Massivwänden können zum Beispiel vorgesetzte Dämmschichten einen Durchzug verhindern. Und an die Kellerdecke können Sie Mineralwollplatten von unten ankleben oder andübeln und behalten so immer warme Füße. Bei Zwischenwänden verwenden Sie Dämmplatten als Dämmmaterial. Diese klemmen Sie in ein Metall- oder Holzständerwerk. Achten Sie darauf, dass Sie die Mineralwollplatten fugenfrei anbringen.

Mineralwolle bietet sich generell für den Großteil der Anwendungsbereiche als Dämmstoff an, denn sie ist formbeständig und leicht. Speziell beim Dach lautet die Faustregel: Ist die Dacheindeckung unbeschädigt, empfiehlt sich hinsichtlich der Gesamtkosten eine Innendämmung.

Was muss ich bei der Verarbeitung von Dämmmaterial beachten?

Bei der Dämmung mit Mineralwolle gilt: Arbeiten an der Fassade oder die Aufsparrendämmung sollten Sie einem Experten überlassen. Hier können schnell Fehler passieren und das kostet Sie Geld und Zeit.

Falls Sie keinen Spezialisten finden, können Sie weniger ausführliche Baumaßnahmen selbst durchführen. Dazu zählen die Dämmung von Dach, Kellerdecke oder der obersten Geschossdecke. Wenn Sie handwerklich geschickt sind, werden Sie wenige Probleme mit der Verarbeitung von Dämmmaterial aus Mineralwolle haben. Und das nicht nur aufgrund des geringen Gewichts.

Leicht zu verarbeiten ist auch loses Dämmmaterial. Sie blasen es in die Zwischenräume ein. Damit können Sie Wand, Decke oder Fußboden im Nachhinein isolieren.

Welche Rolle spielt die Wärmeleitfähigkeit?

Die Wärmeleitfähigkeit zeigt an, welche Wärmemenge durch den Dämmstoff hindurchgeht. Um die Einteilung zu erleichtern, gibt es Wärmeleitstufen, in welche die Dämmstoffe eingeordnet werden. Je geringer die Wärmeleitzahl (Lambda, bzw. λ-Wert), desto höher ist das Dämmvermögen und desto besser ist die Dämmwirkung. Besonders leistungsstarke Baustoffe wie Vakuumisolationspaneele haben einen Wert von λ = 0.006. Bei Mineralwolle liegt der Wert zum Beispiel zwischen λ = 0,032 und 0,050. Zum Vergleich: Beton hat einen Wert von λ = 2,1.

Wie steht es um den Brandschutz bei Dämmmaterial aus Mineralwolle?

Nichtbrennbare Dämmstoffe aus Mineralwolle bieten den größtmöglichen Schutz. Eine vollflächige Dämmung der Fassade mit Mineralwolle ist brandschutztechnisch gesehen die sicherste Variante, da Steinwolle und Glaswolle nicht brennbar sind. Auch kommt es bei einem Feuer nicht zur Entstehung von giftigen Gasen. Und das Dämmmaterial kann noch weiter zum Brandschutz beitragen, denn es hemmt die Verbreitung von Rauch.

Wie wirkt sich Dämmmaterial auf den Schallschutz aus?

Durch den fachgerechten Einbau trägt vor allem Mineralwolldämmung nicht nur zum Brand- und Wärmeschutz bei, sondern entfaltet ihre volle Wirkung auch beim Schallschutz, indem sie den Schall absorbiert.

Vor allem bei Zwischendecken aus Holzbalken ist eine Zwischenraumdämmung mit Mineralwolle empfehlenswert. Generell übertragen Decken aus Holz mehr Schall als beispielsweise massive Betondecken. Die Gehgeräusche auf dem Fußboden, Trittschall genannt, sind eine gängige Geräuschquelle im Inneren des Hauses. Um diese Lärmquelle im Fußboden abzufangen, eignet sich schwimmender Estrich.

Gegen Lärm von außen helfen mit Mineralwolle gedämmte Außenwände. Sie verbessern die Schallschutzeigenschaften. Auch eine Schallschutz-Dämmung der Innenwände kann helfen.

Wie entsorge ich Dämmmaterial?

Bei der Entsorgung von Dämmmaterial müssen Sie speziell bei Mineralwolle zwischen alt und neu unterscheiden. Material, das vor 1996 hergestellt wurde, sollten Sie mit Vorsicht behandeln. Bei Demontage und Entsorgung von alter Mineralwolle sollten Sie folgendermaßen vorgehen: Decken Sie die Bereiche mit Folie ab, tragen Sie bei der Maßnahme Schutzkleidung und vermeiden Sie die Entstehung von Staub. Dies gelingt, indem Sie das Material schneiden. Am Ende sollten Sie alles feucht abwischen. Die verpackten Abfälle bringen Sie zum Wertstoffhof.

Die Entsorgung neuerer Dämmstoffe ist unkomplizierter. Achten Sie hier aber ebenfalls darauf, dass die Abfälle luftdicht in Säcken verpackt sind, wenn Sie sie am Wertstoffhof abgeben. Oft fallen zudem Entsorgungskosten durch den Wertstoffhof an.

Fazit

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Bei diesem Dach entschieden sich die Besitzer für Mineralwoll-Dämmplatten als Dämmmaterial. Foto: Tom Philippi

Mineralwolle ist das in Europa am häufigsten verwendete Dämmmaterial. Und das hat seinen Grund. Steinwolle und Glaswolle, die zur Mineralwolle gehören, werden aus natürlichen Rohstoffen hergestellt. Die Dämmstoffe sind nicht brennbar, nachhaltig, kostengünstig, leicht zu verarbeiten und sorgen für den nötigen Schallschutz. Ob beim Neu- oder Altbau: auch in finanzieller Hinsicht lohnt sich das Dämmen, denn es gibt viele Fördermöglichkeiten. Dazu gehören steuerliche Vorteile und Zuschüsse durch die staatliche KfW-Bank. Auch Einzelmaßnahmen sind förderfähig.

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