
Ein zeitgemäßes Architektenhaus – konstruktiv ganz aus Beton gegossen. Da waren die Themen Fenster und Fassade ganz besonders anzugehen. Wir zeigen Ihnen, wie das Wohnhaus eine effiziente Außenhülle bekam und wie die Details aussehen.
Villen-Neubau in modernem Bauhausstil
Ein Haus „von der Stange“ sieht anders aus. Bei dem hier gezeigten, im modernen Bauhausstil gehaltenen Villen-Neubau mit rund 370 Quadratmeter Nutzfläche (davon rund 270 Quadratmeter Wohnfläche) wäre eine effiziente, dauerhaft funktionierende Fassadendämmung allein mit einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS) aufgrund der raumhohen Fenster sowie architektonischer Vorgaben bezüglich einer fassadenbündigen Beschattungslösung nicht möglich gewesen. Vielmehr führte in vorliegendem Fall ein durchdachtes, „ergänzendes“ Dämmkonzept ans Ziel.
Intelligente Dämmstoffkombination
Diese in Deutschland im privaten Hausbau noch wenig verbreitete „intelligente“ Dämmstoffkombination besteht aus drei unterschiedlichen Dämmlösungen, die im Team ein optimales Ergebnis hinsichtlich geringem Wärmeenergiebedarf, aber auch optischer und funktioneller Kriterien der gedämmten Fassade mit sich bringt. In unserem Fall kamen für die Dämmung der aus Beton vor Ort gegossenen, rund 280 Quadratmeter umfassenden Außenwandfläche handelsübliche, 200 Millimeter starke EPS-Dämmplatten aus expandiertem PolystyrolHartschaum (WLS 031) zum Einsatz.
Beschattungslösung
Die sichere Aufnahme der später noch zu montierenden Beschattungslösung (gewünscht als anthrazitfarbene Alu-Außenraffstoren) ermöglichen des Weiteren sogenannte Schürzenelemente. Diese speziellen, in der Schweiz entwickelten, produzierten und dort weit verbreiten EPS-Dämmelemente (aus Polystyrol) werden individuell und passgenau nach Maß gefertigt und im Sturzbereich der Fenster montiert. Dank einer integrierten, hohe Lasten aufnehmenden Verstärkung im Horizontalbereich (U-Profil aus feuerverzinktem Stahl) lassen sich auch schwere Raffstores, Rollläden oder Jalousien idealerweise ganz einfach ohne weitere Haltekonstruktion (Winkel etc.) wandunabhängig montieren. Durch die Aufdoppelung auf der Längsseite entsteht ein innenliegender, von außen nicht sichtbarer „Stauraum“, der den funktionellen Vorteil bietet, Außenraffstores, Rollläden, Jalousien etc. vollständig aufzunehmen. Dadurch wird, wie in unserem Fall beim Einsatz der Außenraffstores, ein optisch ansprechender, voll fassadenbündiger Abschluss ermöglicht.
Da der Sturzbereich der raumhohen, isolierverglasten Alu-Kunststoff-Fenster (Zweifachglas mit Ug = 1,1 bei den Fenster-/Türenelementen, dreifach mit Ug = 0,7 bei der Festverglasung) durch die Schürzenelemente zwar teilgedämmt war, aber nicht annähernd der Wärmedämmwirkung der 200 Millimeter starken EPSDämmstoffplatten entsprach (diese hätten im Anschlussbereich „Fensterahmen/Geschossdecke“ aus Platzgründen auch nicht eingesetzt werden können), kam hier mit Vakuum-Elementen eine Hochleistungsdämmstofflösung zum Tragen, die für solche Fassadensituationen prädestiniert ist.
Vakuum-Isolationspaneele – VIP
Diese sogenannten VIPs (Vakuum-Isolationspaneele), die extrem hohe Dämmwirkungen erzielen und eher dünnen Platten als dicken Dämmstoffpaketen gleichen, punkten immer dann als Problemlösung, wenn herkömmliche Dämmstoffe aus
bautechnischen, optischen oder rechtlichen Gründen (zum Beispiel bei zu geringem Abstand zur Grundstücksgrenze) nicht möglich sind.
In unserem Fall wurden die VIP vom Hersteller als „FRONT-VIP-2“-Variante auf eine Gesamtstärke von 32 Millimeter und den gewünschten U-Wert von 0,30 W/m²∙K ausgelegt (VIP-Kern 20 mm/WLG 007, eine Seite kaschiert mit 10 mm EPS/WLG 035, die andere mit 1,5 mm Vlies), so dass sie perfekt und wärmebrückenfrei ins Gesamtdämmsystem der Fassade integriert werden konnten.
Beim Einsatz von VIPs ist darauf zu achten, dass diese nicht beschädigt werden. Zwar müssen sie beileibe nicht wie rohe Eier behandelt werden, aber sägen, bohren oder verschrauben ist unbedingt zu vermeiden. Denn wenn der für die hohe
Dämmwirkung verantwortliche Vakuum-Kern beschädigt wird, ist es um den eingestellten Dämmwert der Hightech-Lösung geschehen (wenngleich dieser dann immer noch einen U-Wert von 0,69 W/m²∙K erreicht, im Vergleich zu 0,97 W/m²∙K bei 30 mm EPS).
Bei fach- und sachgerechter Verarbeitung der ansonsten recht robusten und widerstandsfähigen Paneele besteht aber keinerlei Gefahr, den VIP-Kern zu verletzen. Mit EPS kaschierte VIPs lassen sich übrigens, wie konventionelle WDVS auch, ganz einfach verputzen. Spezielle Zusatzstoffe oder Werkzeuge sind nicht erforderlich. Es ist hier lediglich darauf zu achten, dass die Putze nach außen hin diffusionsoffen sind.
Fachgerechte Montage an den Baukörper
So effizient das Zusammenspiel dieser einzelnen Dämmstofflösungen auch ist, für den späteren, tatsächlichen Energieverbrauch sowie ein gesundes Wohnraumklima kommt es letztlich darauf an, dass nicht nur sorgfältig hergestellte Fenster- und Türenelemente mit entsprechend hohen Dämmwerten zum Einsatz kommen, sondern diese auch fachgerecht an den Baukörper angeschlossen sind. Um hier keine bösen Überraschungen zu erleben, empfiehlt es sich, wie bei vorliegendem Neubau, den Fenstereinbau nach der RAL-Güterichtlinie (sogenannte „RAL-gütegesicherte Montage“) durch einen zertifizierten, überwachten Handwerksbetrieb durchführen zu lassen.
Dieser gewährleistet durch eine fachlich korrekte, nach Stand der Technik ausgeführte Montage-Variante (die an ein und demselben Objekt je nach Einbausituation an den einzelnen Fenstern und Türen durchaus unterschiedlich sein kann) sowie durch ausschließliche Verwendung entsprechend qualitativ hochwertiger Montagematerialien eine dauerhaft dichte und bauphysikalisch funktionierende Anbindung an den Baukörper.
Durchdachtes Dämmkonzept mit intelligenter Detailausbildung
Am Beispiel dieses repräsentativen Villen-Neubaus zeigt sich besonders eindrucksvoll, wie dank eines durchdachten Dämmkonzepts mit intelligenten Detailausbildungen eine Betonfassade gerade auch in Verbindung mit außenliegenden Beschattungslösungen hundertprozentig fassadenbündig, d.h. ohne nach außen ragende Beschattungs-Kästen, hocheffizient gedämmt werden kann.
Im Ergebnis liegt der Primärenergiebedarfdes rund 370 Quadratmeter Nutzfläche aufweisenden Neubaus bei 8277,6 kWh/a, 22,16 kWh/(m2a) und erfüllt damit voll und ganz die Anforderungen an ein KfW-70 Effizienzhaus sowie der aktuell gültigen EnEV 2009. Die Bauherrschaft kann sich daher nicht nur auf ihr attraktives neues Domizil freuen, sondern auch auf einen geringen Wärmeenergieverbrauch – ausschließlich aus erneuerbaren Energien dank vollautomatischer Holzpelletheizung (25 kW), 1000-Liter-Pufferspeicher und Solarthermieanbindung sowie Fußbodenheizung in allen Stockwerken, inklusive Untergeschoss.
Schritt für Schritt Anleitung
Schritt 1 – Neue Isolierglas-Fenster

Schritt 2 – Lückenlos abgedichtet

Schritt 3 – Start, EPS-Schürzenelemente

Schritt 4 – Verkleben der Gehrung

Schritt 5 – Kartuschenkleber verwenden

Schritt 6 – Spezielle Haltekrallen

Schritt 7 – Elemente ankleben

Schritt 8 – Ausrichten

Schritt 9 – Bohrlöcher setzen

Schritt 10 – Tragfähige Stahldübel

Schritt 11 – Auch das letzte Element

Schritt 12 – Tellerdübel anziehen und verdecken

Schritt 13 – Flüssigabdichtung

Schritt 14 – Polyestervlies einlegen

Schritt 15 – Satt überrollen

Schritt 16 – Perimeterplatte mit Bitumenkleber

Schritt 17 – Die EPS-Fassadendämmplatten

Schritt 18 – Mit versetztem Stoßfugenbild

Schritt 19 – Die Fenstersimse

Schritt 20 – Elemente verzahnt angebracht

Schritt 21 – Abwasserrohr und Solarleitung

Schritt 22 – Gewebewinkel eingespachtelt

Schritt 23 – Kunststoff-Armierungsgewebe

Schritt 24 – Die fertig verputzte Fassade

Schritt 25 – Vollflächig

Schritt 26 – Panele verkleben

Schritt 27 – Leicht andrücken

Schritt 28 – Aussparungen oberhalb

Weitere Informationen
PRODUKTE UND FIRMEN
Außendämmung: WDVS „Take-it Alpin“ von Hasit
Verarbeiter: Fromberger & Hopf
Schürzenelemente: „Do-Tab, Typ A“ mit Aufdoppelung oben von Dosteba
Vakuum-Isolationspaneele (VIP): „Front-Vip 2“ von Vacu-Isotec
Sockelabdichtung: „Kemperol 2K-PUR-Speed-Pack“ von Kemper
Architekt: Dipl. Ing. Klaus Daberkow
Energieberatung: Michael Frumm-Mayer
PDF-Download: Außendämmung