In 7 Schritten zur Digital-Heizung

In 7 Schritten zur Digital-Heizung
Foto: BHD Köln

Der Trend zur Digitalisierung macht sich zunehmend auch bei Heizsystemen bemerkbar. So ermöglichen immer mehr Hersteller einen Fern-Zugang nicht nur zur Raumtemperaturregelung, sondern auch zur Wärmeerzeuger-Intelligenz. Hausbesitzer können dabei mehrfach profitieren: durch einen geringeren Energieverbrauch, einen höheren Komfort und bessere Wartungs- und Serviceoptionen. Wir beleuchten die sieben wichtigsten Möglichkeiten der Digital-Heizung im Neu- und Altbau.

1. So funktioniert die Installation einer Digital-Heizung

Voraussetzung für die „Digitalisierung“ der Heizungsanlage (inklusive der Warmwasserbereitung) ist, dass der Wärmeerzeuger internetfähig ist. Hierzu ist eine entsprechende Schnittstelle erforderlich. Diese ist bei der aktuellen Generation von Gas- und Öl-Brennwertgerät, Pelletkessel und Wärmepumpe entweder bereits im Regelgerät integriert oder wird in Form eines separaten Schnittstellenmoduls (Gateway) installiert und mit dem Wärmeerzeuger per Bus-Leitung verbunden. Bereits eingebaute, aber noch jüngere Heizgeräte lassen sich zum Teil nachrüsten. Die Internetschnittstelle wird dann mit dem Router des heimischen Netzwerks mittels LAN-Kabel, WLAN oder Powerline verbunden. 

Eine Internetverbindung über den Router ist zwar nicht generell erforderlich. Wer jedoch alle Möglichkeiten sowie einen Zugang von außerhalb des Gebäudes zu seiner digitalen Heizung nutzen möchte, sollte nach der Hardware-Installation einen Online-Zugang zum Server des Herstellers über das Internet beantragen und freischalten lassen. Diese sogenannte Aufschaltung der Anlage erfolgt meist über eine App des Herstellers, welche auf einem Smartphone oder Tablet installiert wird. Auch ein Web-Zugang per PC ist möglich. 

Abhängig vom Angebot des Herstellers lassen sich ergänzend zum Wärmeerzeuger auch weitere Heizungsanlagenteile, zum Beispiel die Einzelraumtemperaturregelung, einbinden und eventuell mit derselben App nutzen. Zudem ist – je nach Schnittstellenausstattung –  die Integration in bestimmte, kompatible Smarthome-Systeme per WLAN, Funk- oder KNX-Standard machbar.

2. Energie sparen mit angepassten Heizwasser-Temperaturen

Die sogenannte witterungsgeführte Regelung des Wärmeerzeugers erfasst die Außentemperatur mittels eines Fühlers und bestimmt daraus die notwendige Vorlauftemperatur des Heizwassers, welches per Heizungspumpe zu den Raumheizflächen transportiert wird. Hierbei gilt: Je kälter es draußen ist, desto höher steigt die Vorlauftemperatur bis zu einem Maximalwert. Wird es wärmer, produziert der Wärmeerzeuger weniger warmes Heizwasser. Denn um Energieverschwendung zu verhindern, sollte das Heizwasser weder unnötig hoch erwärmt noch sinnlos heiß im Haus umgewälzt werden. Für die richtige Zuordnung von Außen- und Heizwasservorlauf-Temperatur sorgt die sogenannte Heizkurve beziehungsweise Heizkennlinie. Während bei der klassischen Heizung die einmal eingestellte Heizkurve im Normalfall unverändert bleibt, bietet die Digitalisierung hier mehr Flexibilität und hilft beim Energiesparen.

Die digitale Heizung kann zusätzlich Faktoren wie lokale Internet-Wetterdaten und die realen Temperaturdaten von vernetzten Raumfühlern berücksichtigen und die Vorlauftemperatur (vorausschauend) verringern, wie zum Beispiel in Schönwetterphasen oder bei starker Sonneneinstrahlung durch die Wohnraumfenster. Weitere zum Teil auch selbstlernende Betriebsarten der digitalen Heizungsregler, wie Absenkbetrieb und Abschaltphasen, verringern ebenfalls den Energieverbrauch. Außerdem wird es in den Räumen weder zu warm noch zu kalt. Übrigens: Laut einer Studie des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie in Köln (BDH) lässt sich durch die Digitalisierung der Heiztechnik der Energieverbrauch um bis zu 15 Prozent reduzieren.

3. Die Inbetriebnahme wird zuverlässiger und transparenter

Damit die klassische Wärmeerzeuge-Regelung tatsächlich effizient arbeitet, muss sie bei der Inbetriebnahme vom Handwerker einjustiert werden: passend zu den individuellen Gegebenheiten des Gebäudes und den Nutzungsgewohnheiten der Bewohner. Allerdings werden diese Einstellarbeiten insbesondere mit Blick auf die Heizkurve nicht immer sorgfältig oder manchmal auch gar nicht durchgeführt, sodass dann die Werkseinstellungen aktiv sind. Hier spielen die neuen, digitalen Regler-Generationen ihre Vorteile aus. Denn immer mehr Hersteller setzen auf einen integrierten oder per App nutzbaren „Installationsassistenten“, der den Fachmann durch ein möglichst intuitives Inbetriebnahme-Menü führt.

Vom Hersteller programmierte Systemlogiken erleichtern zusätzlich das korrekte Einstellen der Parameter. So sinkt auch das Risiko von falschen Einstellungen erheblich. Zu noch mehr Transparenz und Sicherheit tragen weitere Profi-Features bei, wie ein Wärmeerzeuger-Funktionstest oder ein Inbetriebnahme-Protokoll.

4. Einzelraumregelsysteme bieten Wohlgefühl und Kosteneinsparung

Eine Einzelraumregelung sorgt in allen Wohnräumen für die gewünschten Wohlfühltemperaturen. Spezielle Ventile drosseln oder erhöhen dazu den Heizwasserdurchfluss bei Heizkörpern und Flächenheizungen. Dabei berücksichtigen sie unter anderem die Wärmeabgabe von Personen sowie eine starke Sonneneinstrahlung. Zur technischen Umsetzung gibt es mehrere Möglichkeiten. Am weitesten verbreitet sind von Hand bedienbare Thermostatventile sowie bei Heizkörpern auch programmierbare, batteriebetriebene Thermostatköpfe. Im Zuge der Digitalisierung verbreiten sich jedoch immer mehr elektronische, funkgesteuerte Einzelraumregelsysteme. Mehrere Systemvarianten stehen hier zur Wahl: Bei den nicht-vernetzten Produkten werden an einem herstellerspezifischen Funk-Touch-Bediengerät die Zeit- und Temperaturprogramme für mehrere Räume gleichzeitig eingestellt.

Die Auf-/Zu-Befehle überträgt das Bediengerät oder der Raumtemperaturregler bei Bedarf drahtlos an die elektronischen Heizkörperventile. Alternativ sind eine App-Bedienung sowie die Interneteinbindung möglich. Elektronische Einzelraumregelsysteme gehören zudem zum Standardsortiment der meisten Smarthome-Systemanbieter. Neben dem bequemen Überwachen und Einstellen von Temperaturen, Schaltzeiten und Betriebszuständen ist es vorteilhaft, dass sich die Temperaturen einzelner oder aller Räume bei Abwesenheit der Nutzer automatisch absenken und rechtzeitig wieder auf Wunschtemperatur bringen lassen. Mit einer Selbstlernfunktion ausgestattete Einzelraumregelsysteme passen ihre Einstellungen im Laufe der Zeit automatisch an den Tagesablauf der Bewohner an. Übrigens: Die meisten elektronischen Heizkörperventile lassen sich auch von Hand betätigen.

5. Die Energie-Verbräuche und -Erträge immer im Blick

Nach der App-/Software-Einrichtung ist das Monitoring der Heizungsanlage (inklusive der zentralen Warmwasserbereitung) über ein Smartphone oder einen PC möglich. Bei Bedarf können Hausbesitzer dazu ergänzend auch vernetzbare Raumbediengeräte mit Display nutzen. Alle relevanten Funktionen und Parameter des Heizsystems lassen sich dann im Klartext anzeigen. Dazu gehören die Statusanzeigen für Betriebszustände, für System- und Außentemperatur und die Visualisierung der Zeitprogramme und der Heizkurve. Außerdem kann der Nutzer seine persönlichen Komforteinstellungen bei Bedarf ändern, ohne zum Wärmeerzeuger zu gehen.

Finanziell lohnend ist die Möglichkeit, die Energieverbräuche sowie eventuelle Wärme- und Stromerträge, zum Beispiel von Solarthermie- oder Photovoltaikanlage, abzulesen und auszuwerten – sowohl in Echtzeit als auch in bestimmten (historischen) Zeiträumen. Teilweise setzen die Hersteller hier auch auf anschauliche und einfach verständliche Diagramme. Dadurch lässt sich frühzeitig erkennen, ob das Heizsystem energetisch optimal läuft oder ob eventuell (unentdeckte) Störungen und Defekte oder falsche Einstellungen einen überhöhten Verbrauch oder zu geringe (Solar-)Erträge verursachen. In solchen Fällen kann der Hausbesitzer oder der Heizungsfachmann sofort eingreifen und nicht erst dann, wenn der Energieversorger eine außergewöhnlich hohe Jahresabrechnung für Wärmepumpenstrom oder Erdgas schickt.

6. Störungsfrei und effizient durch die Heizperiode

Trotz vieler Informationen lässt sich der energetische und technische Zustand einer Heizung vom Laien nicht immer zweifelsfrei beurteilen. Beim digitalen Heizsystem kann der Hausbesitzer dem Heizungsfachhandwerker seines Vertrauens einen Fernzugriff erlauben. Danach ist dieser in der Lage, mit seinem Sachverstand und zusätzlichen Profi-Tools des Herstellers bei Bedarf zu prüfen, ob die Heizung problemlos und effizient arbeitet. Falls nicht, kann er sie aus der Ferne oder vor Ort nachjustieren, um einen überhöhten Energieverbrauch zu korrigieren oder vielleicht sogar einen drohenden Heizungsausfall zu vermeiden („vorausschauende Wartung“). Und falls ein Störungsfall eintritt, kann der Handwerker diesen nicht nur selbst erkennen, sondern zudem die mögliche(n) Ursache(n) identifizieren. Die Software mancher Hersteller geht sogar so weit, dass sie nicht nur Störcodes anzeigt, sondern die Wahrscheinlichkeiten der Fehlerquellen und die passenden Ersatzteile im Klartext auflistet. Auf diese Weise laufen Kundendiensteinsätze nicht nur beschleunigt und reibungsloser ab, sondern sind für den Hausbesitzer meist auch kostengünstiger.

7. Den hydraulischen Abgleich nicht vergessen!

Egal ob „herkömmliches“ oder digitales Heizsystem: Die optimale Energieeffizienz bei gleichzeitig hohem Wärmekomfort lässt sich nur erreichen, wenn es hydraulisch abgeglichen ist. Denn nur dann werden sämtliche Heizkörper oder Flächenheizkreise im Gebäude im Betriebsfall immer bedarfsgerecht mit Heizwasser versorgt. Typisch für eine fehlerhafte Abstimmung sind Heizflächen, die in manchen Räumen zu heiß sind und in anderen nicht richtig warm werden. Der hydraulische Abgleich wird bei der Inbetriebnahme vom Heizungsfachmann durchgeführt: Dabei stellt er die einzelnen Regelventile so ein, dass jeder Heizkörper oder Fußbodenheizstrang von der richtig dosierten Heizwassermenge durchströmt wird.

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